Interview mit Lisa Graf

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1. Wer ist Lisa Graf? Magst du dich mal kurz vorstellen?

Ich bin eine in Passau geborene und in Süddeutschland lebende Schriftstellerin. Meine beiden Kinder sind erwachsen und ich lebe seit einigen Jahren ausschließlich vom Schreiben. In den Schreibphasen schreibe ich täglich und fange auch gleich nach dem Aufwachen damit an. Mein Ausgleich ist der Sport. Am Nachmittag laufe (jogge) ich sehr gern und habe dabei oft die besten Ideen. Außerdem gehe ich gern in die Berge und fahre im Winter Ski. Bewegung, am liebsten draußen in der Natur, ist für mich sehr wichtig.

2. Die wohl meistgestellte Frage: Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Geschrieben habe ich schon lange, aber eben keine Romane, sondern mehrere Spanisch-Grammatiken für Anfänger, Titel “Spanisch in 30 Tagen”, Lehrbücher für die Erwachsenenbildung oder Reisebücher und einen “Fettnäpfchenführer Spanien”. Erst als ich einige Zeit als Dolmetscherin für die Bundespolizei am Münchner Flughafen tätig war, hat sich bei mir ein Schalter umgelegt und ich habe angefangen Krimis zu schreiben. Zehn sind es insgesamt geworden. Und 2021 habe ich noch einmal das Genre gewechselt und mich dem historischen Roman zugewandt. Und dabei bleibe ich jetzt, solange die Leserinnen und Leser meine Bücher mögen.

3. Wie lange hast du an dem Buchprojekt “Lindt&Sprüngli” – Zwei Familien eine Leidenschaft gearbeitet?

Mit Band 1 habe ich im Januar 2023 angefangen. Da bin ich das erste Mal zur Recherche nach Zürich gereist, war im Stadt-Archiv, in der Landesbibliothek, habe Stadtführungen mitgemacht und war natürlich auch in der “World of Chocolate”, dem Schokoladenmuseum von Lindt in Kilchberg. Dann bin ich ein zweites Mal im Sommer dort gewesen, damit ich auch zumindest einmal im Zürichsee und in der “Frauenbadi”, einer Badeanstalt in der Limmat, schwimmen war. Ich muss immer alles genau sehen und selbst erfahren und erleben, worüber ich schreibe. Auch wenn natürlich klar ist, dass die Stadt im 19. Jahrhundert noch anders aussah als heute. Dazu schaue ich mir alte Pläne und Stadtmodelle an und versuche mir das möglichst plastisch vorzustellen.

Nach der Recherche entwerfe ich dann einen groben Szenenplan und eine Chronologie und dann schreibe ich mehrere Monate, lasse es liegen, überarbeite in der Gesamtschau. Erst dann geht das Manuskript ins Lektorat, wird noch einmal überarbeitet, die Coverentwürfe werden erstellt, der Titel bzw. Untertitel festgelegt, und wenn alles passt, wird gedruckt.

4. Wie klappt das mit deinen Recherchen, so dass die Fiktion mit der Wahrheit stimmig werden kann?

Ich nehme die historischen Fakten, die ich finde, die Stadtgeschichte, die Biographie der Personen, die wirklich gelebt haben, als Basis. Dann erfinde ich mir Figuren hinzu, die ich für meinen Roman brauche, über die es aber keine Aufzeichnungen gibt, wie zum Beispiel das Personal in den Konditoreien, den Lehrling in der Backstube, und leider auch grundsätzlich das Leben der Frauen, in der Gesellschaft wie auch in der Familie, über die viel zu wenig bekannt und überliefert ist. Dann recherchiere ich, welche Lebensmodelle es etwa für Frauen in der Zeit gab, welche Berufe sie lernen und ausüben konnten – etwa Schneiderin und Hausdame wie meine Katharina.

5. Warum schreibst du Historische Literatur und Kriminalromane? Und welches Genre gefällt dir mehr in deinem Schreiballtag?

Ich würde nicht sagen, dass ich nie wieder einen Krimi schreiben werde, aber angesichts der momentan sehr angespannten Weltlage bin ich sogar froh, dass ich niemanden mehr umbringen muss, und sei es auch nur in der Fiktion. Derzeit bin ich eindeutig eher historisch unterwegs. Ich bin aber immer noch Mitglied der “Mörderischen Schwestern”, einer Vereinigung von Krimi-Schriftstellerinnen, und im “Syndikat”, und werde diese Woche auch wieder selbst an einer Krimilesung teilnehmen. Also da ist alles im Fluss.

6. Wo holst du dir deine Inspirationen? Hast du dafür einen Lieblingsort oder eher eine Muse?

Inspirationen finde ich genügend in der Recherche – da besteht eher die Gefahr, dass ich mich gelegentlich verliere – oder in Geschichten, die mir jemand erzählt oder die ich irgendwo lese. Mein Lieblingsort zur Inspiration ist meine Laufstrecke. Auf dem Hinweg wird mein Kopf leer und auf dem Rückweg fließt dann wieder etwas Neues nach. Und darüber bin ich froh und auch dankbar. Das ist mein “Flow”.

7. Was ist bis jetzt der Schönste Moment in Deiner bisherigen Zeit als Autorin gewesen?

Oh, zum Beispiel, als meine Lektorin mich zum offiziellen Erscheinungstermin meines jüngsten Romans “Lindt&Sprüngli – Zwei Familien, eine Leidenschaft” anrief, um mir mitzuteilen, dass ich auf die Spiegel-Bestsellerliste einsteigen würde, und zwar direkt auf Platz 1. Ich war gerade im Wald, beim Pilzesuchen, und habe erst einmal einen ziemlich lauten Schrei losgelassen. Die armen Rehe und Hasen!

8. Das, was du in deinem Leben schon erreicht hast, ist es dass, was du wolltest? Was würdest du ändern wollen?

Ja, es ist tatsächlich das, was ich wollte. Ich wollte einen Bestseller schreiben – und jetzt sind es schon drei.Im Moment bin ich restlos zufrieden und würde nichts ändern wollen. Die vielen positiven Rückmeldungen von Leserinnen und Lesern bauen mich so richtig auf. Ich freue mich wirklich sehr, dass meine Bücher so gut ankommen und verstanden und geliebt werden.

9. Bist du auch auf Messen, wie LBM und FBM & Co anzutreffen? Was machst du dann auf so einer Veranstaltung?

Früher war ich auch gern in Leipzig, heute eher nur noch in Frankfurt. Ich nutze die Messen vor allem für Kontakte mit Kolleginnen aus den Verlagen, die Pressedamen, meine Lektorin, mein Agent, soweit er Zeit hat, und mit Kolleginnen. Meine LeserInnen treffe ich eher auf meinen Lesungen in Buchhandlungen und Bibliotheken oder bei Literaturveranstaltungen.

10. Und zu guter Letzt: Wie verbringst du und deine Familie, die Weihnachtszeit?

Eigentlich ganz ruhig. Wir haben einen Adventsmarkt bei uns vor Ort, wo wir uns mit Freunden treffen, es wird immer weniger gebacken, je seltener die Kinder zu Hause sind, und ich habe vor Weihnachten noch jede Woche eine Lesung. Aber wir werden uns eine Wellness-Auszeit in den Bergen und hoffentlich mit Schnee gönnen. Und dann mit den Kindern Weihnachten feiern.

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