Interview mit Lucinde Hutzenlaub

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1. Wer ist Lucinde Hutzenlaub? Magst du dich mal vorstellen?

Ich wurde in Stuttgart geboren und lebe nach mehren Auslandsaufenthalten auch wieder dort. Ich arbeite als freie Autorin für Penguin, unter dem Pseudonym Lucia Sperling für Droemer und als Kolumnistin für das Magazin „Donna“. Ich habe drei Töchter und einen Sohn, drei Katzen und liebe das Meer und die Sonne. Naja. Und Kaffee, meine Freundinnen, Weißwein und Sushi. Hotelbars. Städtetrips. Lesungen und Schreibworkshops. Und… Salzkaramell. Alles natürlich in beliebiger Reihenfolge.

2. Die wohl meist gestellte Frage: Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Tatsächlich habe ich schon immer gern geschrieben – allerdings hat mir mein Deutschlehrer davon abgeraten, das zu meinem Beruf zu machen. Zu lange Sätze, zu viele Worte, zu kompliziert… Den ersten Bestseller habe ich ihm geschickt. Leider hat er nie reagiert, aber es hat mich tortzdem nicht vom Weiterschreiben abgehalten. Entdeckt wurde ich aber tatsächlich durch meinen Blog, den ich während unserer Jahre in Japan geschrieben habe. Eines kam zum anderen und – tadaaa – “Hallo Japan” erschien. Das war der Anfang. Mittlerweile sind es fast 30 Bücher und meine Kolumne bei der Donna, die ich seit nun fast fünf Jahren habe.

3. Soeben ist Dein neuer Roman “In Liebe, deine Paula” erschienen. Er erzählt die wahre Familien-Geschichte von deiner Großmutter, die so manchen Stolperstein zu überwinden hatte, in einer sehr schlimmen Zeit. Wie kam dir die Idee zu diesem Roman und was möchtest du den Lesern mitgeben?

Ich wollte das Buch schon während dem Abi schreiben, als ich bei meiner Großmutter Paula immer Dienstags Mittag gegessen habe. Sie hat mich inspiriert. Sowohl als Person, als auch durch ihre Geschichte. Diese zu bewahren schien mir wichtig. Und ich finde nach wie vor faszinierend, wie mutig Paula war.

4. Man merkte auf der Lesung direkt, dass du Paulas Situation sehr detailreich und realistisch beschrieben hast? Wie lange hat es eigentlich von der Idee und der Umsetzung zum Roman gedauert?

Wenn man es genau nimmt, beinahe 30 Jahre. Aber von dem Moment an, in dem ich zu recherchieren begonnen habe, bis zum fertigen Buch waren es “nur noch” zwei.

5. Du hast bereits mehrere Romane veröffentlicht, doch mit dieser Geschichte begibst du dich in ein neues Genre. Weshalb hast du dich für Historische Literatur nun entschieden?

Ich mochte den Wechsel zwischen den Zeiten schon immer und habe auch in “Drei Frauen und ein Sommer” ein paar Passagen über Elsies Erlebnisse als junge Frau im zweiten Weltkrieg geschrieben. Ich finde die Schicksale von damals sehr bewegend und spüre einfach auch, wie sehr sie uns – mich – immer noch prägen. Immerhin sind diese Frauen unsere Goßmütter, Urgroßmütter und Vorbilder, was Mut und das Leben im allgemeinen angeht.

6. Erzähl uns doch ein wenig aus deinem Schreiballtag. Wie sieht ein typischer Schreibtag bei dir aus? Hast du bestimmte Rituale?

Ich muss unbedingt morgens erst mal Joggen gehen. Ich bin nicht wirklich ein geduldiger Mensch, der gerne lange sitzt. Das heißt, ich brauche erst mal Bewegung, bevor ich überhaupt ruhig sitzen kann. Ich fange also erst gegen 10 Uhr wirklich an, dann arbeite ich bis ungefähr fünf und noch mal abends im Bett am liebsten.

7. Weißt du bereits vorher genau, was in deinen Büchern passiert, d.h. arbeitest du dich an einen genauen Handlungsplan entlang oder brechen dir die Figuren schon mal aus und erfinden ihre ganz eigene Geschichte?

Oh ja, das tun sie. Ich lerne sie auch erst so richtig während dem Schreiben kennen. Manchmal fehlt was zu ihrem Charakter, manchmal habe ich mich geirrt und sie sind ganz anders drauf. Es ist wie im richtigen Leben… man weiß nie alles über eine Person, aber nach und nach komme ich ihnen immer näher. Humor haben übrigens alle – und ein großes Herz. Selbst, wenn man das am Anfang manchmal nicht so genau erkennen kann. Aber manches ist eben nicht verhandelbar.

8. Hast du Vorbilder im Schreibbereich – Lieblingsautoren oder Romane, die du selbst gern geschrieben hättest?

Es gibt ein paar Bücher, die ich sehr mag. Manchmal beeindrucken mich Texte zutiefst und ich bin fasziniert davon, wie klug sie sind. Auch die Komposition und Tiefe von manchen Thrillern finde ich beeindruckend. Aber je besser sie geschrieben sind, umso weniger kann ich sie lesen – weil sie mir ganz sicher auf Wochen den Schlaf rauben.

9. Wenn du eine traurige, witzige oder spannende Szene schreibst, fühlst du dann mit?

Ja. Immer. Sonst kann ich sie nicht schreiben.

10. Gibt es bereits neue Projekte, die in Arbeit sind und von denen du erzählen möchtest bzw. darfst?

Ich schreibe gerade den Nachfolge-Roman von Paula. Es ist wieder eine wahre Geschichte, die auch wieder im zweiten Weltkrieg und in der Jetztzeit spielt. Und in einem weit entfernten Land. Es wird wieder berührend und wundervoll. Schon die Recherche ist ein Traum. Aber mehr verrate ich nicht. Außerdem kommt im Frühjahr mein neues Buch heraus, das gerade im Lektorat ist. Hier ist schon mal das Cover und anschließend der Klappentext:

Und darum geht es: Unperfekt ist genau richtig Wie ich aufbrach, das großartige Leben zu leben, das ich verdiene — Goodbye Selbstzweifel, hallo Selbstliebe! Lucinde Hutzenlaub kann als Ehefrau, Mutter von vier Kindern, Tochter und Freundin ein Lied davon singen, was es heißt, immer für alle anderen perfekt sein zu wollen. Blöd nur, dass dabei das eigene Glück ziemlich oft hintanstehen muss. Genug damit! Jenseits der 50 angekommen, weiß Lucinde, dass es höchste Zeit ist, in ihrem Leben die Prioritäten neu zu ordnen – und damit endlich bei sich selbst anzufangen. Sie stellt vieles auf den Prüfstand, kämpft mit Selbstzweifeln, Grübeleien und Menschen, die ihr nicht guttun. Und übt sich in Nachsicht. Mit anderen. Vor allem aber mit sich selbst. Denn die wichtigste Erkenntnis auf dem Weg zur Selbstliebe ist so simpel wie herausfordernd: Wir alle sind unperfekt. Und damit genau richtig!

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