✽•*¨*•๑✿๑★ Autoreninterview ★๑✿๑•*¨*•✽
1. Wer ist Haike Hausdorf? Magst du dich mal kurz vorstellen?
Ich bin Haike, 51 Jahre alt, stamme aus Münster in Westfalen und habe nach dem Abitur eine Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau gemacht. Nachdem ich bereits in Südengland, Düsseldorf, Freiburg/Breisgau und Schleswig-Holstein gewohnt habe, lebe ich nun mit meinem Mann, unserem jüngsten Sohn und zwei süßen Kaninchendamen am östlichen Rand des Schwarzwalds. Unsere beiden großen Kinder sind volljährig und absolvieren ein Studium bzw. ein Auslandsjahr.
Bücher liebe, sammle und lese ich seit frühester Kindheit, aber ich schreibe erst seit 2016 mit dem Ziel zu veröffentlichen.
2. Die wohl meistgestellte Frage: Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Ideen für Bücher hatte ich schon vor vielen Jahren und immer den fernen Traum, eines Tages (Kinder-)Bücher zu schreiben. Konkret wurde es aber erst im Sommer 2016 nach unserem letzten großen Umzug zurück nach Baden-Württemberg, als ich nach der Elternzeit keine neue Stelle fand, die sich mit dem Alltag mit drei Kindern vereinbaren ließ. Da kam ich auf den Gedanken, endlich meine Kinderbuchideen aufzuschreiben und an Verlage zu schicken und bekam – unbedarft wie ich in den Belangen der Buchbranche damals war – von den großen Verlagen nur Absagen.
Deshalb nahm ich 2017 an zwei Schreibwettbewerben teil und beide Kurzgeschichten wurden in Anthologien abgedruckt. Aus der einen wurde nach Absprache mit dem Hybrid Verlag ein Roman und so erschien 2018 mein Debüt, ein humorvoller Hunderoman namens „Watsons Welt“. 2019 wurde ich von meiner Literaturagentin Alisha Bionda unter Vertrag genommen und seit 2020 veröffentliche ich in verschiedenen Verlagen und schreibe in ganz unterschiedlichen Genres: bisher in den Bereichen Humor, Romance, skurrile FUNtasy, Märchen und Märchenadaptionen sowie Krimi und zwar sowohl in historischer Form als klassische Sherlock-Holmes-Novelle als auch im Sub-Genre Cosy Crime.
3. Wie lange, hast du immer an einem deiner Bücher gearbeitet? Brauchst du für jedes Werk gleich lang? Und wie viele Bücher sind es bis heute schon geworden?
Am 1.4.24 ist meine achte eigenständige Veröffentlichung erschienen – die Schweden-Romance „Frühling in Fjällbacka“: im April exklusiv bei Thalia, ab Mai überall im Buchhandel.
Vier meiner Werke sind Novellen, vier haben Romanlänge. Da meine Veröffentlichungen zwischen 50-65 Seiten und 200-300 Seiten variieren, dauert das Schreiben natürlich sehr unterschiedlich lang. Für die Rohfassung einer Novelle benötige ich, wenn ich Zeit und Ruhe habe, nur ein Wochenende. Mit Überarbeitung insgesamt vielleicht zwei Wochen.
Für einen Roman von 250 bis 300 Seiten kalkuliere ich etwa drei bis vier Monate Schreibzeit ein inklusive meiner eigenen Überarbeitungen. Eine intensive Lektorats- und Korrektorats-Phase mit dem Verlag kommt dann später noch dazu.
4. Was ist bis jetzt der Schönste Moment in deiner bisherigen Zeit als Autorin gewesen?
Das kann ich gar nicht sagen. Ich freue mich über jede positive Rückmeldung meiner Agentin: Wenn sich Verlage für meine Buchentwürfe interessieren, wenn es zum Vertragsabschluss kommt oder ich die Coverentwürfe erhalte ist das jedes Mal ein großer Moment und jede Veröffentlichung ist auf ihre eigene Art aufregend.
Ich freue mich auch bei jedem Buch aufs Neue, wenn die Rezensionen eintrudeln. Buchmessen und die Treffen mit Lesern, Bloggern und/oder Autorenkollegen sind ebenfalls großartige Ereignisse.
Ich liebe es einfach, Autorin zu sein. Mir macht zum Beispiel auch das Überarbeiten meiner Geschichten im stillen Kämmerlein einen Riesenspaß.
5. Wo holst du dir deine Inspirationen? Hast du dafür einen Lieblingsort oder eher eine Muse?
Weder noch! Ich hole sie mir im Alltag. Die besten Ideen habe ich, wenn ich stupide Beschäftigungen ausführe, wie z.B. staubsaugen, spülen, bügeln, Haare waschen. Da lasse ich meine Gedanken schweifen und – zack! – kommen mir irgendwelche Ideen. Manchmal auch spätabends im Bett.
Hin und wieder gibt es natürlich auch konkrete Anlässe. Mein zweiter Roman, die skurrile Funtasy „Die Geister der Weihnacht gehen in Rente“, die ich 2019 entwickelt und geschrieben habe, hat ihren Ursprung zum Beispiel in einem Theaterstück von Charles Dickens „Weihnachtsgeschichte“, das ich 2012/13 mit meinen beiden großen Kindern angesehen habe. Damals habe ich mich gefragt, wie es den Geistern, die Dickens 1843 zum Leben erweckte, wohl heute ergehen würde. Als meine Agentin 2019 verrückte Plots für eine neue Buchreihe suchte, habe ich ihr deshalb meine Idee einer sowohl humorvollen als auch tiefgründigen Fortsetzung von „A Christmas Carol“ vorgeschlagen und sie war begeistert.
6. Wenn Du eine traurige, witzige oder spannende Szene schreibst, fühlst du dann mit?
Ja, natürlich. Man kann emotionale Szenen nur schreiben, wenn man sich in sie hineinfühlt. Deshalb kommen mir manchmal beim Schreiben die Tränen, allerdings nur selten, da ich meist humorvoll schreibe. Eher schmunzele oder lache ich im Nachgang, wenn ich eine lustige Szene beim Überarbeiten mit Abstand noch einmal lese. Außerdem stelle ich mir dabei vor, wie meine Leserinnen und Leser wohl darauf reagieren werden.
Das passiert mir übrigens auch bei Liebesszenen. Da überlege ich oft schon während des Schreibprozesses, wie das eine oder andere wohl ankommen mag und ob die Gefühle der Protagonisten intensiv genug rüberkommen und nachvollziehbar sind.
7. Ist dir Kritik von deinen Lesern wichtig und wie gehst du damit um?
Die Kritik meiner Leserinnen und Leser sowie Bloggerinnen und Blogger ist das A und O meiner Arbeit. Wir Autoren führen ja ein recht „einsames“ Arbeitsleben und es dauert oft Monate oder sogar Jahre, bis wir für das Geschriebene offiziell Rückmeldung erhalten.
Positive Buchbesprechungen bestärken und motivieren, aber auch begründete und konstruktive Kritik ist hilfreich. Sofern ich die Punkte nachvollziehen kann, versuche ich, sie in zukünftigen Romanen zu berücksichtigen. Wenn es sich um reine Geschmackssache handelt, wird es allerdings schwierig. Was dem einen Leser gefällt, ist beim nächsten ein Kritikpunkt. Das darf man als Autor nicht persönlich nehmen. Mir gefällt auch nicht alles, was ich lese.
Hier ein Beispiel zum Thema konstruktive Kritik: Eine meine langjährigen Bloggerinnen war von meinem Buch „Schneemann mit Herz“ enttäuscht, weil es in und um Oberstdorf spielt, einem Ort, den sie gut kennt, auf den ich aber nicht im Detail eingegangen bin. Das hat mich lange beschäftigt. Bei meinem neuesten Roman „Frühling in Fjällbacka“, dessen Setting die Westküste Schwedens ist, habe ich daraufhin detaillierte Orts- und Landschaftsbeschreibungen eingeflochten. Das kam bei den bisherigen Rezensenten sehr gut an, was mich natürlich freut. Und es zeigt, wie hilfreich konstruktive Kritik sein kann. Ich bin der Bloggerin deshalb auch sehr dankbar.
Schwierig wird es bei persönlichen Vorlieben der Leserinnen und Leser: Vor kurzem beklagte eine Leserin in einem Messe-Gespräch, dass die Liebesromane der meisten Autoren und Verlage direkt nach dem Happyend enden und man gar nichts über den Alltag der Protagonisten erfahre. Zufällig ist das bei meinem neuen Roman anders, denn da geht die Handlung ein gutes Stück über den ersten Kuss hinaus. Nun habe ich aber neben vielen positiven Rezensionen auch eine Rückmeldung erhalten, man hätte das Ende „deutlich abkürzen können“. Das stimmt natürlich, der Verlag, einige bisherige Leser und ich fanden das Ende jedoch passend. Bezüglich dieses Kritikpunktes bleibt also nur das Fazit, dass es unmöglich ist, ein Buch zu schreiben, das allen rundherum gefällt.
Neben den Lesermeinungen sind für mich übrigens die Anmerkungen meines Mannes, der grundsätzlich als mein Erstleser fungiert, und die meiner Lektorinnen besonders wichtig.
8. Das, was du schon in deinem Leben erreicht hast, ist es das was du wolltest? Was würdest du ändern wollen?
Gar nichts. Ich mag mein Leben, so wie es ist. Außer vielleicht, dass ein etwas größerer Bekanntheitsgrad von Vorteil wäre, weil ich dann weniger Zeit für das Buchmarketing aufwenden müsste und mehr produktive Schreibzeit übrigbliebe.
9. Bist du auch auf Messen, wie LBM und FBM & Co anzutreffen? Was machst du dann auf so einer Veranstaltung?
Meine erste Buchmesse war die HomBuch 2018 im Saarland, bei der mein Debütroman vorgestellt wurde. Dort war ich am Stand des Hybrid Verlags aktiv und hatte auch meine erste Lesung. 2022 war ich mit meiner Agentur und dem Ashera Verlag auf dem Rollenspiel-Konvent FaRK, das leider in Sturzfluten versank, aber ansonsten ein tolles Event war. Im März 2024 durfte ich beim Debüt der Stuttgarter Buchmesse als Ausstellerin dabei sein. Das war großartig und ich plane, ab sofort immer dort vertreten zu sein.
Zur LBM und FBM habe ich es aufgrund der Familie und der Entfernung oder aus terminlichen Gründen leider noch nie geschafft, aber langfristig möchte ich natürlich dort auch vorbeischauen.
Bei Interesse gibt es auf meiner Website www.haikehausdorf.de eine Liste mit Terminen. Dort teile ich mit, wenn man mich auf Messen treffen kann oder eine Lesung ansteht.
10. Ich bin neugierig auf deinen Schreibplatz. Wie sieht es da bei dir aus? Willst du vielleicht ein Foto zeigen und etwas darüber berichten, wieso gerade da deine Geschichten entstehen können?
Meist schreibe ich am PC in unserem Schlafzimmer. Ein eigenes Arbeitszimmer wäre mein Traum, aber dafür haben wir momentan noch keinen Platz. Am gemütlichsten ist mein Arbeitsbereich bei gutem Wetter tagsüber, weil ich dann bei offenem Fenster arbeite und – so wie in diesem Moment – draußen die Vögel zwitschern, es ansonsten hier auf dem Dorf aber sehr ruhig ist. Ich kann mich besser konzentrieren und in meine Geschichten eintauchen, wenn es nur wenige Nebengeräusche gibt.
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