✽•*¨*•๑✿๑★ Autoreninterview ★๑✿๑•*¨*•✽
1.Wer ist Stefanie Hohn? Magst du dich mal vorstellen?
Wenn ich das wüsste… ich arbeite schon ziemlich lange daran, dass herauszufinden. Das ist natürlich Spaß, aber ein bisschen Wahrheit steckt da schon drin. Ich antworte mal persönlich, denn mein beruflicher Lebensweg würde hier wahrscheinlich den Rahmen sprengen. Für Freunde und Familie bin ich (hoffentlich) die, auf die Verlass ist, mit der man intensive und ernste Gespräche führen kann, die aber auch nie ihren Sinn für Humor verliert. Ich gehe Dinge gerne auf den Grund und bin ehrgeiziger als mir guttut. Zugleich bin ich maximal harmoniebedürftig und ein Familienmensch. Mein Leben bestand (und besteht) im Grunde darin, zwischen diesen beiden Polen zu navigieren – mich beruflich zu entwickeln, meinen Hunger nach Herausforderung und Erfolg zu stillen und gleichzeitig im Privaten allen Bedürfnissen gerecht zu werden – denen meines Umfelds und natürlich zunehmend auch meinen eigenen.
2. Die wohl meistgestellte Frage: Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Im Grundschulalter war mein Traumberuf Schriftstellerin. Allerdings habe ich erst nach einem Burnout mit Mitte Vierzig gelernt, meine Träume und Bedürfnisse ernst zu nehmen. Das Schreiben ist für mich die einzige Tätigkeit, die es mir erlaubt, die gegensätzlichen Pole meines Wesens in Harmonie zu bringen. Im Schreiben bin ich ganz. Seit ich das weiß, schreibe ich.
3. Wie lange, hast du immer an einen der Bücher gearbeitet? Brauchst du für jedes Werk gleich lang?
Im Schnitt habe ich für jeden meiner Romane etwa ein Jahr gebraucht – von der ersten Idee bis zur Veröffentlichungsreife. Das heißt aber nicht, dass jeder Roman die gleiche Arbeitszeit erfordert hat. Ein historischer Roman zum Beispiel ist sehr rechercheintensiv, daher braucht die Vorarbeit für eine solche Geschichte länger als die für einen rein fiktiven, zeitgenössischen Roman. Wenn ich also für die Arbeit an meiner dreibändigen historischen Romanbiografie über Virginia Woolf und die Bloomsbury-Group Die Liebenden von Bloomsbury drei Jahre gebraucht habe, war die Arbeitsintensität nicht zu vergleichen mit der Zeit, die ich zum Beispiel für meinen Liebesroman Die Magie der Farben investiert habe. Das Bloomsbury-Projekt hat mich drei Jahre lang beinahe rund um die Uhr beschäftigt. Zeitgenössische, fiktive Romane erlauben sehr viel mehr andere Aktivitäten nebenher.
4. Was machst du hinterher, wenn das Buch beendet und veröffentlicht ist? Stürzt du dich gleich in den nächsten Schreibmarathon?
Das versuche ich zu vermeiden! Bei der Arbeit an der Bloomsbury-Saga war es nicht anders möglich. Die drei Bände sollten in einem Abstand von 6 Monaten erscheinen, daher musste ich nach Fertigstellung des einen Bandes recht zügig mit dem nächsten beginnen. Das war eine enorme Kraftanstrengung, die ich so ungern wiederholen möchte. Wenn ein Projekt abgeschlossen ist, brauche ich eine gewisse Zeit der Erholung. Wenn ich an einer Geschichte arbeite, lebe ich in dieser Welt. Um bereit für eine ganz andere Welt zu sein, brauche ich Abstand, Leben im Außen und frische Inspiration für etwas Neues. Vor allem braucht auch mein Körper dann erstmal Erholung, sonst streikt nicht nur der Rücken.
5. Was ist bis jetzt der Schönste Moment in Deiner bisherigen Zeit als Autorin gewesen?
Seit ich Romane schreibe, habe ich so viele einzigartige Momente und Begegnungen erlebt, dass es mir schwerfällt, hier den einen herauszufiltern. Etwas ganz Besonderes war aber sicherlich mein Bildhauerkurs in der Toskana, an dem ich zur Vorbereitung auf die Arbeit an meinem Roman Die Ewigkeit des Augenblicks teilgenommen habe. In diesem Roman spielt die Bildhauerei, die Arbeit mit Marmor, eine zentrale Rolle und es war mir wichtig, zu wissen, wie es ist, wenn ein Stein unter meinen Händen seine Gestalt verändert.
6. Nun schreibst du auch Geschichten unter Pseudonymen? Warum machst du das? Hängt es vielleicht mit dem Genre zusammen?
Auch, ja, aber nicht nur. Das Pseudonym Franca Steffen steht für meine Spannungsromane. Für die historische Saga wünschte sich der Verlag ein international klingendes Pseudonym, im Historischen bin ich also Stefanie H. Martin. Als Stefanie Hohn veröffentliche ich im Selfpublishing zeitgenössische Romane und bald wird es ein weiteres Pseudonym geben. Das hat dann wiederum weniger mit einem Genrewechsel zu tun als mit verlagsgebundenen Marketingüberlegungen. Dazu kann ich aber noch nicht allzuviel erzählen, denn das betrifft meinen nächsten Roman, der bei S. Fischer erscheinen wird.
7. Ist dir Kritik von deinen Lesern wichtig und wie gehst du damit um?
Es gibt unterschiedliche Arten von Kritik, mit denen ich unterschiedlich umgehen kann. Wenn ich während der Arbeit an einem Roman merke, dass etwas nicht ganz stimmig ist, ich aber nicht herausfinde, woran es liegt, ziehe ich gern AutorenkollegInnen hinzu. Deren Kritik ist mir dann ganz wichtig und ich kann sie gut annehmen. Auch Kritik meiner Agentin bzw. meiner Lektorin ist mir enorm wichtig. Manchmal tut die weh, aber sie hilft immer und ich nehme sie gerne an. Mit Kritik an einem fertigen Roman, zum Beispiel im Rahmen einer Rezension, kann ich in der Regel gut umgehen. Mir ist bewusst, dass ich nicht jede/r LeserIn mit dem, was ich schreibe, begeistern kann. Ein- oder Zwei-Sternerezensionen mag ich natürlich überhaupt nicht, aber wer mag die schon. Meistens haben diese Bewertungen etwas mit einer enttäuschten Erwartungshaltung zu tun. Darauf habe ich in der Regel keinen Einfluss. Ich weiß von mir, dass ich mir jeden Satz aus dem Leib ringe, mich bis an die Schmerzgrenze bringe, um das Beste abzuliefern, was mir möglich ist – wenn das dann nicht gefällt, dann ist das eben so. Lesegeschmack ist eben individuell. Wenn ein bestimmtes Kriterium von mehreren LeserInnen bemängelt würde, dann würde ich mir die Sache natürlich genau ansehen und versuchen, es beim nächsten Mal besser zu machen. Aber das hatte ich bisher zum Glück noch nie.
8. Welches von den folgenden Fragen, trifft eher auf dich zu?
Kaffee oder Tee? – Tee
Sommer oder Winter? – Sommer
Gut oder Böse? – Gibt´s das in Reinform?
Süß oder Sauer? – Hmh… Herzhaft!
Print oder Ebook? – Print
Film oder Buch? – Buch
Fernsehen oder Lesen? – Lesen!
9. Das, was du schon in deinem Leben erreicht hast, ist es das was du wolltest? Was würdest du ändern wollen?
Ich darf mich zu den glücklichen Menschen zählen, die ihren Traumberuf ausüben. Ich wäre allerdings nicht ich, wenn ich sagen würde: Das war’s jetzt, ich lehne mich zurück und genieße das Erreichte. Ich habe immer noch Ziele, einzelne Stellschrauben, die ich nachjustieren möchte. Aber einen Kurswechsel würde ich niemals mehr vornehmen wollen. Ich bin auf dem richtigen Schiff, im richtigen Gewässer unterwegs. Nennt man das Glück?
10. Bist du auch auf Messen, wie LBM und FBM & Co anzutreffen? Was machst du dann auf so einer Veranstaltung?
Die Messen in Leipzig und Frankfurt gehören fest in meinen Jahreskalender. Dazu kommen Lesungen und Veranstaltungen wie der Bücherbummel in Düsseldorf. Im Wesentlichen geht es mir dabei um die Begegnung mit meinen LeserInnen, mit KollegInnen und mit lieben Menschen wie dir, die einen Großteil ihrer Freizeit damit verbringen, unsere Bücher zu lesen, darüber zu sprechen und uns Autorinnen in unserer Arbeit zu unterstützen. Dafür meinen tiefen Dank.
Und zum Abschluß von diesem wundervollen Interview mit der Schriftstellerin Stefanie Hohn, darf ich noch eine Verlosung mit 2 Bücher Die Ewigkeit des Augenblicks starten.
Wer hier gerne ein signiertes Exemplar bekommen möchte, sollte uns noch eine Frage stellen, die wir gerne beantworten werden. Die Verlosung endet am Valentinstag 14. Februar 2024!
Good Luck!
Die beiden Bücher mit Widmung haben Claudia Neudörfer und Jaqueline Wrobel gewonnen. Herzlichen Glückwunsch ihr Beiden und habt eine schöne Lesezeit!
Hallo liebe Alex,
das war wieder ein sehr interessantes Interview.
Es ist sehr schwer nach diesem ausführlichem Gespräch noch eine gute Frage zu stellen. Mich würde aber interessieren, in welchem Genre sich die Autorin am wohlsten fühlt? Was für Bücher schreibt sie am liebsten und was liest sie privat?
Viele Grüße und mach weiter so liebe Alex! Claudia
Liebe Claudia,
hier sind die Antworten von der Autorin:
Ich beantworte die zweite Frage zuerst: Ich lese alles gern, was mich sowohl sprachlich aus auch inhaltlich reizt. Das kann genauso gut ein richtig gut geschriebener Krimi sein wie ein Klassiker wie Thomas Mann, von dem ich praktisch alles gelesen habe. Zu meinen Lieblingsautoren zählen Mariana Leky, John Irving, Murakami, auch Dörte Hansen finde ich großartig – ach, es sind so viele, ich könnte mich da nicht entscheiden. Es ist für mich weniger eine Frage des Genres als der Erzählstimme. Wenn die mich anspricht, ist die Geschichte zweitrangig.
In welchem Genre fühle ich mich am wohlsten? Auch darauf gibt es keine eindeutige Antwort. Das Buch, das ich am liebsten schreibe, ist immer das aktuelle. Ich liebe die Abwechslung, sowohl im Lesen wie im Schreiben. Historisch zu schreiben reizt mich intellektuell sicher am meisten, aber eine schöne zeitgenössische Liebesgeschichte mit einem besonderen Twist erfüllt mich ebenso sehr. Ich denke, auf Dauer würde es mich nicht befriedigen, nur Liebesromane, oder nur Spannungsromane zu schreiben. Das Leben ist so vielfältig – ich möchte diese Vielfalt schreibend erkunden. Viel wichtiger als das Genre, in dem ich schreibe, ist mir, für jede Geschichte den richtigen, passenden Ton zu finden.
Liebe Grüße Alex
Liebe Alex, Danke für das wunderschöne Interview.
Meine Frage wäre…Wenn sie noch einmal von vorn anfangen könnten, würde ihr Leben genauso verlaufen oder würden sie etwas ändern?
Liebe Jaqueline,
hier ist die Antwort von der Autorin:
Ich bin glücklich, mit dem, was ist. Warum sollte ich etwas ändern wollen?
Lieben Gruß Alex
Pingback: Interviews – Lesebuch