Interview mit Alex Beer

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1. Wer ist Alex Beer? Magst du dich mal vorstellen?


@by Pamela Rußmann

 

Ich wurde an einem Karfreitag geboren (womöglich wurde mir damals schon der Hang zum Morbiden in die Wiege gelegt). Es folgten eine Kindheit am Land, ein Studium in Wien (Wirtschaft und Archäologie), ein kurzer Abstecher in die Welt der Werbung und mehrere Auslandsaufenthalte (u.a. New York und Berlin). Seit 2008 lebe ich als freischaffende Schriftstellerin in Wien. Meine Wohnung ist vollgestopft mit Büchern und Magazinen und befindet sich passenderweise in der ehemaligen k.k. Hof- und Staatsdruckerei. Mein Beruf ist gleichzeitig mein Hobby, weshalb ich die meiste Zeit mit Lesen und Schreiben verbringe.

2. Die wohl meist gestellte Frage: Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Ich war als Projektassistentin in einem New Yorker Verlag tätig und bin dort zu der Erkenntnis gelangt, dass die Arbeit auf der kreativen Seite schöner ist. Die rund eineinhalb Stunden, die ich jeden Tag in der U-Bahn quer durch Brooklyn verbracht habe, habe ich genutzt, um mein erstes Buch zu schreiben.

3. Du wurdest mit dem Buch “Felix Blom: Der Häftling aus Moabit” für den Goldenen Homer 2023 nominiert. Das ist ein Preis für hervoragende Historische Literatur. Wie hast du dich gefühlt, als du von der Nominierung erfahren hattest und dann noch mit dem silbernen Homer heimgegangen bist?

Ich habe mich natürlich unglaublich gefreut. Schon die Nominierung war eine große Ehre, dass ich dann aber auch noch den silbernen Homer bekommen habe, war einfach unfassbar schön. Da ich bereits einige Krimipreise gewonnen habe, war es für mich besonders toll, endlich auch eine Anerkennung für das historische Schaffen zu erhalten.

4. Wie lange hast du an dem Buch gearbeitet? Wie kamst du auf die Idee zu diesem Buchtitel? 

An dem Buch habe ich ungefähr ein Jahr gearbeitet.

5. Wie verlief die Recherche zu diesem Buch und was war für dich bei den Recherchen die größte Herausforderung?

Für die historischen Stoffe ist es wichtig, so tief wie möglich in die jeweilige Epoche einzutauchen. Bevor ich mir eine Handlung ausdenke, versuche ich, so viel Zeitkolorit wie möglich zu erfahren, und lese deswegen alle Zeitungen, Magazine, Biografien, politische Abhandlungen etc., die ich in die Finger kriege. Ich habe zudem viel in Archiven recherchiert und dort Gebäudegrundrisse und Stadtpläne studiert. Das artet manchmal aus und führt dazu, dass ich Hunderte von Stunden in der Nationalbibliothek, dem Staatsarchiv und ähnlichen Einrichtungen verbringe, bevor ich überhaupt das erste Wort aufs Papier bringe.

Die vielen angesammelten Fakten, Berichte, Anekdoten … fügen sich irgendwann zu einem Gesamtbild, in das ich dann ein Verbrechen einbaue.

Jede Geschichte hat ihre eigenen Bedürfnisse und Anforderungen. Da ich es liebe, in Archiven und Antiquariaten zu stöbern, alte Landkarten und Stadtpläne zu studieren, sehe ich diese Art der Arbeit nicht als Herausforderung. Ich muss mich eher dazu zwingen, irgendwann mit dem Zusammentragen von interessanten Details und spannenden Anekdoten aufzuhören – immerhin ist das nur ein Aspekt des Buchs.

6. Wie authentisch ist eigentlich der Hintergrund? Beruht dein Buch auf wahre Begebeneiten?

Bei diesem Buch war es vor allem ein kleiner Artikel aus einer alten Zeitung (Berliner Gerichtszeitung vom 13. Juni 1878), in dem der mysteriöse Selbstmord eines jungen Konditorgehilfen beschrieben wird. Die Meldung setzte auf Anhieb mein Kopfkino in Gang, enthält sie doch ein äußerst mysteriöses Detail: Der vermeintliche Selbstmörder trug eine Karte bei sich, auf der zu lesen war „binnen 30 Stunden müsse er eine Leiche sein“. Was es damit wohl auf sich hatte? Nachforschungen im Berliner Polizeimuseum sowie anderen Institutionen und Archiven brachten leider keine Ergebnisse, und auch die Zeitungen von damals liefern keine weiteren Spuren. Es oblag also meiner Fantasie, sich eine Antwort auf die Frage auszudenken.

Und auch Felix ist an eine wahre Figur angelehnt. Während meiner Recherchen stieß ich auf die unglaubliche Biografie des 1857 verstorbenen Eugène François Vidocq. Der abenteuerlustige Franzose verdingte sich zunächst als Betrüger, Dieb und Fälscher, und wandelte sich im Laufe seines Lebens vom gerissenen Gauner zum Vater der modernen Kriminalistik und dem ersten Privatdetektiv der Geschichte.

7. Erzähl uns doch ein wenig aus deinem Schreiballtag. Wie sieht ein typischer Schreibtag bei dir aus? Hast du bestimmte Rituale?

Rituale gibt es nicht. An manchen Tagen schreibe ich viel, an anderen muss ich recherchieren oder überarbeiten. Es gibt die Reisetage, an denen ich zu Lesungen, Buchmessen, Interviews … fahre. An manchen Tagen kümmere ich mich um Dinge wie den Klappentext, Werbemaßnahmen etc. oder ich arbeite Organisatorisches ab, wie z.B. Steuer, Reisebuchungen …

8. Was machst du hinterher, wenn das Buch beendet und veröffentlicht ist? Stürzt du dich gleich in den nächsten Schreibmarathon?

Ja, denn nach dem Buch ist vor dem Buch.

9. Weißt du bereits vorher genau, was in deinen Büchern passiert, d.h. arbeitest du dich an einen genauen Handlungsplan entlang oder brechen dir die Figuren schon mal aus und erfinden ihre ganz eigene Geschichte?

Ich plane vorher sehr genau, denn für Umwege oder Verirrungen bleibt mir leider keine Zeit. Zum Glück kenne ich meine Figuren sehr gut, weswegen es kaum Überraschungen gibt.

10. Gibt es bereits neue Projekte, die in Arbeit sind und von denen du erzählen möchtest bzw. darfst?

Derzeit arbeite ich am 6. Teil der Emmerich-Reihe und mache mir auch schon Gedanken über den 3. Fall für Felix Blom und Mathilde Voss. Es gibt auch noch einige Nebenprojekte, aber momentan ist noch keines davon spruchreif, weswegen ich auch nicht darüber reden möchte.

Ein Gedanke zu „Interview mit Alex Beer

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