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Interview mit Mac P. Lorne

✽•*¨*•๑✿๑★ Autoreninterview ★๑✿๑•*¨*•✽

1. Wer ist Mac P. Lorne? Magst du dich mal vorstellen?

Das ist wohl die schwierigste Frage überhaupt. Wer ist man? Ich versuche es mal biographisch.

Geboren wurde ich 1957 in der SBZ (manche sagen bis heute noch DDR zu diesem Gebilde), aus der ich im Frühjahr 1988 in Absprache mit meiner Familie geflohen bin.
Meine Frau und meine Tochter kamen als erste Zweitbesetzer der Deutschen Botschaft in Prag am 05.10.1989 nach.
Gemeinsam haben wir in Bayern einen Reit-, Zucht- und Ferienbetrieb aufgebaut, den wir leider nach fünfundzwanzig Jahren wegen der schweren Erkrankung unserer Tochter aufgeben mussten.
Pferde aus unserer Zucht gingen auch an Olympiareiter, und wir hatten Gäste aus der ganzen Welt.
Seit zwei Jahren bin ich jetzt im „Unruhestand“ und widme mich nur noch meiner Familie und dem Schreiben.

2. Die wohl meist gestellte Frage: Wie bist du zum Schreiben gekommen? Und warum mit einem Pseudonym?

Meinen ersten Roman habe ich bereits mit 18 Jahren während des Abiturs geschrieben.
Es war ein historischer Western, und da hätte mein Klarname einfach nicht dazu gepasst.
Also habe ich mir ein Pseudonym ausgedacht: Mac war mein Spitzname in der Schule, warum auch immer. P. steht für Pseudonym und Lorne – Lorne Green – war der Boss in der Fernsehsendung Bonanza. Das erschien mir passend.
Geschichte und Literatur haben mich schon immer fasziniert, und ich hätte beides auch gern studiert, aber das wäre ohne Mitgliedschaft in der SED nicht möglich gewesen. Und in diese kriminelle Vereinigung wäre ich – Entschuldigung für die Wortwahl – ums Verrecken nicht eingetreten.
Wer Näheres darüber wissen will, dem empfehle ich die Lektüre des Romans „Die geteilten Jahre“, der die Lebensgeschichte unserer Familie von Mauerbau bis Mauerfall erzählt.
Aber so musste das Schreiben warten, bis wir uns im Westen etabliert und wirtschaftlich stabilisiert hatten.
Seit 2010 sind bisher zwölf Romane entstanden – und ein Ende ist nicht in Sicht.

3. Du wurdest mit dem Buch “Sie nannten ihn Sid – Eine spanische Legende” für den Goldenen Homer 2022 nominiert. Das ist ein Preis für hervoragende Historische Literatur. Wie hast du dich gefühlt, als du von der Nominierung erfahren hast und nach dem du dann mit dem Bronzenen Homer heimgegangen bist?

Es war ja nun schon die vierte Nominierung und noch dazu der dritte Bronzene Homer in Folge.
Trotzdem will ich auf gar keinen Fall sagen, dass sich ein Gewöhnungseffekt einstellt, im Gegenteil.
Ich zumindest bin immer sehr stolz und glücklich, wenn ich von einer derartigen Nominierung erfahre und glaube bis zuletzt nicht daran, zu den Preisträgern zu zählen.
Umso größer ist dann die Freude, wenn man doch auf die Bühne gebeten wird oder plötzlich auf der Gewinnerliste steht.

4. Wie lange hast du an dem Buch gearbeitet?

Ich brauche meistens so in etwa zwei Jahre für ein Buch, wobei das erste Jahr Recherche ist.
Die läuft allerdings parallel zum Schreiben eines anderen Romans.
Mit dem Cid habe ich mich allerdings schon seit meinen frühen Jugendjahren beschäftigt, und zwar ganz konkret, seit ich den Monumentalfilm mit Charlton Heston und Sophia Loren im Kino gesehen habe.
Aber da ich immer wissen will, wie es wirklich war, ist das Buch gaaaanz anders als der Film.

5. Wie verlief die Recherche zu diesem Buch?

Das war wegen Corona diesmal schwierig.
Ich fahre ja immer an die Orte des Geschehens hin, um mir ein Bild von den historischen Stätten und auch von den Landschaften zu machen, in denen der Roman spielt.
Die Reise war bis ins Detail geplant und sollte auf dem Camino del Cid von Valencia nach Burgos führen, aber dann war Nordspanien auf einmal Hochrisikogebiet.
So musste ich auf Eindrücke aus meinen früheren Reisen zurückgreifen und hatte zum Beispiel das Bild von Carcassonne vor Augen als es um die Belagerung von Valencia ging.

Ansonsten ist es vor allem Quellenstudium in Bibliotheken und im Internet.
Bevor ich einen Fakt verwende, muss er dreifach verifiziert sein.
Diesen Anspruch habe ich an mich selbst.

6. Erzähl uns doch ein wenig aus deinem Schreiballtag. Wie sieht ein typischer Schreibtag bei dir aus? Hast du bestimmte Rituale?

Rituale habe ich keine. Ich setze mich hin und fange an zu arbeiten.
Das kann aber auch erst das Beantworten von Mails oder Recherche sein.
Früher, als wir noch einen Reit- und Ferienbetrieb hatten, kam ich erst nach der täglichen Arbeit am Abend und in die Nacht hinein zum Schreiben.
Das versuche ich jetzt gerade zu verändern, denn es ist ja nicht gerade gesund.
Deshalb gehe ich früh meist eine Runde mit dem Hund durch den Wald, und was mir dabei eingefallen ist – und das ist oft eine Menge – bringe ich dann zu Papier bzw. tippe es natürlich in den PC.

7. Was machst du hinterher, wenn das Buch beendet und veröffentlicht ist? Stürzt du dich gleich in den nächsten Schreibmarathon?

Wenn ich abgegeben habe, brauche ich erst einmal eine schöpferische Pause, denn dann fühle ich mich erst einmal ausgelaugt und kaputt.
Aber die hält nicht lange vor, denn dann kommt der erste Lektoratsdurchgang zurück, der durchgesehen werden will, dann der zweite, später die Druckfahnen.
Später wird am Klappentext und an Bonusmaterial wie Karten, Zeichnungen etc. gearbeitet.
Parallel dazu beginne ich meist für das nächste Buch zu recherchieren, und meist kommt dann der Moment, wo es mich so richtig packt und ich beginne, in die Tasten zu hauen.
Wie bei Hemingway müssen es mindestens tausend Worte am Tag werden, das ist selbstgestecktes Ziel.
Aber ich komme auch oft bei zweitausendfünfhundert oder mehr raus, wenn es so richtig läuft.

8. Weißt du bereits vorher genau, was in deinen Büchern passiert, d.h. arbeitest du dich an einen genauen Handlungsplan entlang oder brechen dir die Figuren schon mal aus und erfinden ihre ganz eigene Geschichte?

Ich halte mich ja immer so dicht es geht an die Geschichte.
Ja, ich sage oft, ich erzähle Geschichte.
Allerdings so spannend wie möglich verpackt, damit ich ein breites Leserspektrum erreiche, der ich sie nahebringen will.
Damit ist der Handlungsstrang allerdings vorgegeben, und das selbst dann, wenn es sich wie bei Robin Hood um fiktive Gestalten handelt.
Noch mehr allerdings bei historischen Personen wie dem Cid, Richard I. oder auch im nächsten Roman Jack Bannister.
Deshalb ist der Handlungsspielraum im gewissen Umfang vorgegeben.
Aber das ist auch gut so, denn dadurch ergibt sich ein Rahmen, den ich dann, wo gesicherte Fakten fehlen, mit meiner Fantasie ausfüllen kann.
Nur Geschichte zu verfälschen, das geht gar nicht.
Sie ist an sich spannend genug, da muss man auch – wie manche Kollegen sagen – aus dramaturgischen Gründen nichts daran verändern.
Wenn Löwenherz und Saladin sich nachweislich nie getroffen haben, dann haben sie sich nie getroffen. Punkt!
Und doch entwickeln meine Protagonisten oft ein Eigenleben, verändern sich ihre Charaktere unbeabsichtigt mit der Zeit oder es kommen neue Rechercheergebnisse im Laufe des Schreibprozesses dazu.
Aber auch Ideen – und plötzlich sagt mir mein „Held“, dass er das so, wie ich es darstelle, nicht mag.
Und dann muss ich natürlich auf ihn hören, ist doch selbstverständlich.  

9. Hast du Vorbilder im Schreibbereich – Lieblingsautoren oder Romane, die du selbst gern geschrieben hättest?

Ich denke, jeder Autor muss seinen Stil selbst finden.
Als Jugendlicher habe ich Karl May mit dem Atlas neben mir gelesen, Dumas mit dem Lexikon.
Er hat mich vielleicht am stärksten geprägt.
Viele Leser wissen bestimmt gar nicht, dass es d’Artagnan und auch seine drei Freunde tatsächlich gab.
Dumas hat Historie und Fiktion wahrlich meisterhaft verwoben und ich ab und zu in meinen Romanen darauf Bezug genommen.
Was ich allerdings nicht mag, ist, wenn es heißt: Schreibt wie …, oder für Leser von …
Wer will denn schon eine Kopie von jemand anderem sein?
Ich jedenfalls nicht.

10. Gibt es bereits neue Projekte, die in Arbeit sind und von denen du erzählen möchtest bzw. darfst?

Ich wäre ein schlechter Autor, wenn nicht schon neue Geschichten in meinem Kopf herumspuken würden.
Als nächstes möchte ich einmal ganz etwas anderes machen und mich in einem anderen Genre und in einer anderen Zeit versuchen.
Aber dann kehre ich zu historischen Themen zurück und war diesbezüglich auch schon auf Recherchereise bzw. plane sie.
Mehr will und darf ich dazu aber noch nicht verraten.
Vielleicht nur so viel: Ideen habe ich für die nächsten zwanzig Jahre.

2 Gedanken zu „Interview mit Mac P. Lorne

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