✽•*¨*•๑✿๑★ Autoreninterview ★๑✿๑•*¨*•✽
1. Wer ist May B. Aweley? Magst du dich mal vorstellen?
May ist eine blutrünstige Rothaarige mit schräger Mordlust- Fantasie, die sie gern auslebt. #May lacht# Nein, nicht wirklich. Das heißt, rothaarig bin ich tatsächlich. Und mein Hobby ist vielleicht ebenfalls seltsam. Ich glaube, es gibt wenig Morde im Realleben, die ich nicht schon gesehen oder gehört habe, sofern sie irgendwie als Reportage verfilmt wurden. Ich mag Verbrechen und ebenfalls die mühsame Jagd nach dem Mörder hinterher. Es fasziniert mich, in die Köpfe einzutauchen – mal wie ein Verbrecher zu denken, mal wieder auf der »guten« Seite zu stehen. Im normalen Leben bin ich eine gelegentlich Kekse/Kuchen backende Mutter, eine gelegentlich »nicht verpeilte« Ehefrau, Tochter, Nichte und Katzenmama. Bei besonders traurigen Filmen, brauche ich Taschentücher, doch wenn gemordet wird, leuchten meine Augen wieder.
2. Die wohl meistgestellte Frage: Wie bist du zum Schreiben gekommen? Und warum schreibst du mit einem Pseudonym?
Zum Schreiben bin ich … ja wie eigentlich? Lesen war schon immer meins. Als ich in die Schule kam, konnte ich bereits fließend lesen; anders als meine Mitschüler. Und ich wurde zum absoluten Bücherwurm, wenn ich nicht gerade eine kleine Räubertochter war. Etwa mit 12 Jahren schrieb ich erste Gedichte. Dann kam der Schnitt; meine Eltern beschlossen, nach Berlin auszuwandern. Mit etwa 14 Jahren lernte ich mühsam meine zweite Muttersprache, in der ich heute Bücher schreibe. Aber es dauerte noch lange, bis ich wirklich das erste Buch schrieb. Mein allererstes war eine Diplomarbeit, die ich gar nicht so schwer fand. Danach bekam ich recht schnell zwei Kinder hintereinander und die Chance, eine Mutter-Kind-Kur zu machen. Als Ergebnis meiner Abende mit den Müttern entstanden viele nächtliche Notizen zum Thema: Wessen Schwiegermutter ihrer Schwiegertochter das Leben mehr zur Hölle macht? Zu Hause angekommen, fügte ich meine Notizen zu einem Buch zusammen. Seitdem habe ich nicht aufgehört zu schreiben. Nur das Thema wechselte von Roman zu Thriller. Ich bin mit der Wahl in Harmonie.
Warum Pseudonym? Einerseits um meine Familie zu schützen. Mein Name ist einfach sehr selten. Ich wollte nicht, dass meine Kinder seltsam angesprochen werden, oder Mütter gar Angst haben, uns Kinder für gemeinsames Spiel in Obhut zu geben. Oder dass eines Tages ein seltsamer Leser an meine Tür klopft. Eine andere Erklärung ist vielleicht weniger persönlich. Da meine Bücher bisher in New York spielen, brauchte ich einen amerikanischen Namen, dass es mir jemand abnimmt, was ich so schreibe. Wir haben im Kopf ein kleines Zentrum für Harmonie. Wenn etwas unstimmig erscheint wie, dass die Bücher einer deutschen Autorin in Amerika spielen, dann stört uns das oft unterbewusst. Mit dem Pseudonym wollte ich es verhindern. Und May ist mein absoluter Lieblingsname.
3. Hast du Rituale beim Schreiben? Wenn ja, welche?
Mein Ritual ist: Ruhe. Und ein Becher Kaffee neben der Tastatur. Mehr nicht.
4. Was machst du hinterher, wenn das Buch beendet und veröffentlicht ist? Wie läuft das bei Selfpublishing ab?
Wenn das Buch veröffentlicht wird, wird es überall beworben. Schließlich sollen alle erfahren, dass es ein Buch von mir gibt. Das bedeutet, ich bewege mich viel in der Social Media. Manchmal gibt es Verlosungen etc. Alles, was hilft, mich bekannt zu machen.
5. Du hast auch schon mehrere Bücher geschrieben? Erzähle uns bitte etwas davon… Und warum ausgerechnet das Genre “Thriller”?
Das erste Buch »Puppenbraut« entstand, als mein Großer etwa 2 km in der ersten Klasse zur Schule gehen sollte. Der Weg führte an einem entlegenen Park vorbei. Es dauerte etwas, dass ich mich daran gewöhnen konnte. Während ich mein Kind mit einem Lächeln im Gesicht laufen ließ, bibberte ich innerlich. Also stellte ich mich meinen Ängsten. Und anstatt sie an mein Kind weiterzugeben, donnerte ich sie in die Tastatur. So entstand der erste Thriller, in dem es um die Entführung eines Kindes durch einen Pädophilen geht. Das zweite Buch war leichter. Im ersten kam laut der Meinung meines Mannes mein FBI-Team zu kurz dran, also »lud« ich es im zweiten (»Existenzlos«) dazu. Dabei lernte ich mein Ermittlerteam so gut kennen, dass die Bücher: »Der Angstheiler«, »Lauf, Sophie«, sowie »Erlöse uns« entstanden. Mein derzeit letztes publiziertes Buch mit dem Namen »Erinnerung aus Glas« war ein Experiment für diejenigen Leser, die an der Ermittlungsarbeit weniger interessiert sind. Darin geht es um eine Illusion der Liebe und wie immer um Serientäter. Das neueste Projekt, das ich gerade noch endkorrigiere, ist wieder ein Experimentalbuch, das in Berlin spielt. Es ist ein Zugeständnis an einen lieben Menschen, seine Geschichte zu erzählen; nur dass ich statt einem Drama – ein Thriller gebastelt hatte. Aber langsam vermisse ich mein FBI-Team.
6. Wenn Du eine traurige, witzige oder spannende Szene schreibst, fühlst du dann mit?
Und wie! Am schlimmsten kann es sein, wenn ich in den Kopf eines Täters hineinspringe und seinen Gedanken folge. Sie sind manchmal so verrückt und böse, dass ich Zeit zum Erholen brauche, wenn ich ein Kapitel geschrieben habe. Wenn meine Ermittler oder meine Protagonisten Erfolge haben, fiebere ich natürlich mit. Und runzle die Stirn, wenn sie sich in Gefahr begeben. Das Schreiben kann eine emotionale Achterbahn sein …
7. Was ist bis jetzt der Schönste Moment in Deiner bisherigen Zeit als Autorin gewesen?
Mal abgesehen von einer Veröffentlichung ist das schönste Moment, wenn ich meine Leser treffe (auf Messen) bzw. wenn sie mir schreiben, dass ich ihnen mit meinem Buch tolle Zeit geschenkt habe. Dafür die ganze Mühe, die ein Buch mit sich bringt! Es macht mich glücklich.
8. Hast du schon Neue Ideen für ein weiteres Buch? Wenn ja, möchtest du uns etwas darüber berichten?
»Keine Ideen«, was soll das für ein Zustand sein? In meinem Kopf schlummern tausende Ideen, die nur Zeit brauchen. Ich hoffe, sie finden alle zu Papier, bevor ich meine Augen für immer schließen muss. Soviel will ich verraten… Nach zwei langen Büchern ohne mein FBI-Team habe ich Sehnsucht entwickelt. Ich möchte sie wiedersehen. Das sollte im nächsten Projekt passieren.
9. Wie wichtig sind dir die Rezensionen der Leser? Kannst du auch mit Kritik umgehen? Immer wieder ein heißes Thema?
Die Rezensionen der Leser (wohlgemerkt nicht die der Kollegen, die sich als Leser tarnen) sind mir sehr wichtig. Die sauge ich auf, denn ich will gern wissen, was der Leser vermisst, was ihm gut gefallen hat. Manche der »Vorschläge« landen direkt im nächsten Projekt, daher sind sie für mich essentiell. Jedem Autor ist es klar, dass er den Geschmack aller Leser nicht treffen wird. Was jemand ganz toll fand, findet der nächste langweilig. Das ist okay so! Aus negativen Beurteilungen kann man sehr viel lernen, sofern sie ehrlich gemeint sind. Der Umgang damit muss von jedem Schreibling erst gelernt sein. Wer schreibt, offenbart viel von sich selbst, ist daher zunächst nicht immun gegen Kritik. Mit den Jahren lernt jeder Schreibling, mehr oder minder erfolgreich gelassen zu sein.
10. Etwas aus der Vergangenheit: Wenn du an die Schule zurückdenkst, was war da dein liebstes und welches dein verhasstestes Fach – und wieso?
Mein allerliebstes Fach war schon immer Mathematik, das ich jahrelang dann auch gelehrt habe. Warum? Weil Mathematik so wunderschön logisch ist. Was kaum einer so wahrnimmt – ohne Mathematik, gäbe es keine Kunst, keine Musik, keine Verständigung. Es ist das Fach, das unser Leben am meisten prägt und Grundlage für alle Wissenschaften stellt. Ich sehe selbst Sprachen oft mathematisch. Manche sind es sehr – wie die slawischen. Manche weniger – wie Englisch. Es ist für mich eine gefühlte Sprache – voller Idiome. Sie folgt den Regeln nicht so streng, wie es andere tun. Also war mein Lieblingsfach ein Fundament für all das, was wir für uns im Laufe der menschlichen Entwicklung erarbeitet haben. So richtige Hassfächer hatte ich nicht. Jedes Fach kann etwas Faszinierendes beinhalten. Obwohl ich ein Mathematik-Physik-Schüler war, konnte ich mich nicht weniger für Erdkunde begeistern. Vielleicht mochte ich am wenigsten aber Musik, obwohl mich Musik jeden Tag begleitet. Ohne Klassik gibt es bei mir keine Zahnbehandlung oder Sonstiges. Musik ist Balsam für die Seele. Und ohne Musik gibt es keine Balance. Aber Musik ist für mich etwas, das einen durchdringt und etwas mit einem macht. Etwas, was dich zugleich entsetzen und dich in Euphorie versetzen kann. Da war es mir unwichtig, wer das Werk komponiert hatte oder ob ich die Noten lesen kann. Was es mit mir gemacht hat, war mir wichtig. Leider schlechte Voraussetzung für ein Schulfach.
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