Interview mit Juliane Sophie Kayser

✽•*¨*•๑✿๑★ Autoreninterview ★๑✿๑•*¨*•✽

1. Wer ist Juliane Sophie Kayser? Magst du dich mal kurz vorstellen?

Ich bin eine deutsch-amerikanische Autorin, die sich als Botschafterin der christlichen Menschenrechtsorganisation IJM (International Justice Mission: www.ijm-deutschland.de) im Kampf gegen moderne Sklaverei engagiert und Kindern Kurse für Kreatives Schreiben gibt. Geboren bin ich in Washington D.C., aufgewachsen in Berlin, lebe ich jetzt mit meinem Mann und unseren drei Kindern in Heidelberg in einer Wohnung mit schönem Schlossblick. (Später versteht ihr, warum ich den Schlossblick hier erwähne).

2. Die wohl meistgestellte Frage: Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Ich wollte schon immer Schriftstellerin werden. Dafür gibt es einen Beweis. Als ich 8 Jahre alt war, schrieb ich in mein Tagebuch: “Wenn ich groß bin, werde ich Kinderbuchautorin.” Gut, das ist ja kein Geheimnis, steht ja bei jedem Buch von mir hintendrauf. Aber euch verrate ich die Sätze die dahinterstehen. “Dann werde ich so Bücher schreiben wie Peter Härtling, Michael Ende und Christine Nöstlinger.” Meinen kindlichen Größenwahn müßt ihr mir schon verzeihen. Übrigens hat mich kein(e) Schriftsteller(in) so sehr geprägt wie die Nöstlinger. Die Krönung aber ist der darauffolgende Satz im Kindheitstagebuch: “Bloß verdient man als Autorin glaube ich nicht genug, ich werde mir wohl noch einen zweiten Beruf zulegen müssen , z.B. Psychologin.” De facto bin ich dann erst mal Grundschullehrerin geworden.

Ich habe meinem Vater schon Gedichte diktiert, bevor ich schreiben konnte. Schon als Kind habe ich mir Geschichten ausgedacht, die ich in ein Heft geschrieben habe. Zum Teil sind es auch bloß unvollendete Buchideen gewesen, ein paar Kapitel lang… Ich habe auch Hörspiele gemacht als Kind. Ich war Erzähler, ein Räuber, der Überfallene und sämtliche Rollen gleichzeitig und versuchte dies mit unterschiedlichen Stimmen zum Ausdruck zu bringen. In der Jugend schrieb ich dann vor allem unzählige Gedichte, …

In der Oberstufe belegte ich neben dem Deutsch-Leistungskurs ein ganz neues Fach “Literarisches Schreiben” bei einer fantastischen Lehrerin. Hier kamen dann Kurzgeschichten oder Experimentelle Texte ins Spiel.

3. Wie sieht dein Alltag aus? Was machst du noch neben dem Schreiben?

Als Mutter von drei Kindern und seit 22Monaten Hüterin der Großbaustelle habe ich grundsätzlich immer auch sehr viel anderes zu tun. Aber es vergeht kein Tag, an dem ich nicht irgendetwas für meinen Beruf mache. Sei es Anfragen zu beantworten für Lesungen oder Anfragen zu senden (für Lesefestivals;), Planung von Signierstunden in Buchläden, Kooperation mit Musikern, Tonstudiotermine vereinbaren, Sprecher finden, mich um Werbung kümmern, Leserunde bei Lovelybooks planen, Blogtour planen, Netzwerken etc. Und last but not least: Neue Projekte aushecken.

Gerade habe ich 6 Grundschullesungen, eine Lesung am bundesdeutschen Vorlesetag in einer tollen Buchhandlung und eine Signierstunde „eingetütet“, über die Anfrage der Buchhandlung habe ich mich natürlich sehr gefreut.

Leider macht die schönste Seite des Autorenseins, nämlich das Schreiben nur einen Bruchteil der anfallenden Tätigkeiten aus.

4. Wie lange schreibst du an einem Buch?

Kommt ganz darauf an, ob es ein Bilderbuch ist oder ein Roman. Für ein Bilderbuch brauche ich einige Monate für meinen ersten Roman DAS SANDWICHKIND habe ich reine Schreibzeit 1 Jahr gebraucht. (Aber der Romananfang blieb erst mal drei Jahre liegen, weil andere Projekte dazwischenkamen).

5. Du hast auch schon mehrere Bücher geschrieben? Erzähle uns bitte davon…

2009 erschien mein erstes Kinderbuch MALCHEN UND DIE VERGESSENE ZEIT, eine Zeitreisegeschichte, in der ein Kind aus der heutigen Zeit ins Jahr 1836 gelangt durch ein magisches Versteckspiel und dort auf Malchen trifft, die Tochter des Grafen Graimberg und das Geheimnis lüftet, warum das Schloss heute noch steht. Es ist für Kinder von 6 bis 11 Jahren geschrieben. 2010 erschien dann die englische Ausgabe HANNAH’S FANTASTIC JOURNEY INTO THE PAST ebenfalls zauberhaft illustriert von Bernhard Oberdieck, die ich auf der internationalen Kinderbuchmesse in Bologna präsentierte. 2017 erschien mein Debüt für Erwachsene, ein Hörbuch mit der Pianistin Zhana Minasyan und mit der Schauspielerin Tessa Mittelstaedt als Sprecherin, vielen bekannt als die „Franziska“ aus dem Tatort Köln. Es heißt HOW I MET YOUR GRANDFATHER ODER WARUM ES SINNVOLL SEIN KANN, HACKENSCHUHE ZU TRAGEN und erzählt die wahre Geschichte einer wunderbaren, sehr außergewöhnlichen Freundschaft zwischen Fred Raymes, einem Holocaustüberlebenden und mir. Außergewöhnlich, da zwischen uns nicht nur 42 Jahre Altersunterschied lagen und ein Ozean, sondern auch die Frage, ob Gott in Ausschwitz gestorben sei oder ob er doch noch lebt. Diese Erzählung lese ich selbst und sie wird von wunderschöner Klaviermusik begleitet. Eine weitere Kurzgeschichte SCHATTENWASSER, NAHE gelesen von Tessa handelt von einer jungen Frau, die versucht, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen, bis etwas geschieht, daß ihre neue Welt wie eine Seifenblase zerplatzen lässt… Das Hörbuch ist von einer Leichtigkeit und Heiterkeit, obwohl es große Fragen berührt und ein ernsthaftes Thema behandelt.

Und dieses Jahr erschien pünktlich zur Leipziger Buchmesse mein erster Kinderroman, der rasante und humorvolle Kinderkrimi DAS SANDWICHKIND für Kinder von 8 bis 12 Jahren mit augenzwinkernden Illustrationen von Nina Hammerle. Später dieses Jahr erscheint noch das Hörbuch auf Englisch bei amazon, i-tunes, spotify etc. unter dem Titel HOW I MET YOUR GRANDFATHER OR WHY IT MAKES SENSE TO WEAR HIGH HEELS.

6. Was machst du hinterher, wenn das Buch beendet und veröffentlicht ist?
Stürzt du dich gleich in den nächsten Schreibmarathon?

Dann kommt erst mal ein Marathon, um das neue Werk zu promoten.
Wie oben geschildert: Lesungen, Signierstunden, Leserunden, Blogtouren organisieren, Kinderbriefe beantworten etc. Aber parallel spinnst Du schon wieder Gedankenfäden für neue Projekte.

7. Liest du auch selbst gerne mal?
Wenn ja, welches Genre bevorzugst du selbst persönlich?

Ich bin eigentlich eine totale Leseratte. Leider komme ich aber im Alltag nicht so regelmäßig zum Lesen wie ich mir das wünschen würde. Ich lese am liebsten Romane für Erwachsene. Kurzgeschichten genügen mir nicht. Ich brauche das Gefühl, mich in eine andere Welt, in ein anderes Leben vertiefen zu können.

8. Wenn Du eine traurige, witzige oder spannende Szene schreibst, fühlst du dann mit?

Und wie. Ein außergewöhnliches Einfühlungsvermögen ist eine Grundvorrausetzung zum Schreiben.

9. Was ist bis jetzt der Schönste Moment in Deiner bisherigen Zeit als Autorin gewesen?

Als mich die 100 Kinder der Montessori-Grundschule auf der Leipziger Buchmesse nach der actionreichen Lesung des druckfrischen Buchs DAS SANDWICHKIND wie eine Popqueen umjubelt haben, der Applaus nicht enden wollte und sie dann noch hinterher einzeln zu mir kamen und sagten: Du mußt uns versprechen, daß du davon eine Serie schreibst. Wir wollen noch mehr davon hören. Die Kinder haben mich sehr glücklich gemacht. Auch war es schön zum ersten Mal Teil des Programms der Leipziger Buchmesse zu sein und meine beiden neuen Titel in den unterschiedlichen Buchhandlungen auf dem Messegelände vorzufinden.

Aber letzte Woche war auch ein ganz besonderer Moment für mich. Ein Theaterstück , das Kinder der Theater AG einer Heidelberger Grundschule selbst geschrieben hatten und das sie ein Jahr geprobt hatten zu meinem Buch MALCHEN UND DIE VERGESSENE ZEIT wurde uraufgeführt. Auch mein Verleger und die Presse waren dabei. Die Kinder haben umwerfend gespielt und es hat mich auch emotional sehr berührt, mein Werk durch 15 Erst und Zweitklässler so zauberhaft auf die Bühne gebracht zu sehen. Die Oma staunte nicht schlecht, wie gut sie von einer Drittklässlerin dargestellt wurde.

10… so spontan… was fällt dir dazu ein?

Lieblingsfarbe: Rosa
Lieblingsbuch: Der Schwimmer von Zsusza Bánk
Lieblingsschriftsteller(in): C.S. Lewis
Lieblingsessen: Thunfischspaghetti
Lieblingsgetränk: Eisgekühltes Wasser mit Limette und Basilikum
Lieblingsfilm: Wilde Erdbeeren von Ingmar Bergmann
Lieblingsschauspieler(in): Ingrid Bergmann
Lieblingsort: Haus am Gardasee
Lieblingsland: Andalusien
Lieblingshobby: Wandern

Ein Gedanke zu „Interview mit Juliane Sophie Kayser

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