✽•*¨*•๑✿๑★ Autoreninterview ★๑✿๑•*¨*•✽
1. Wer ist Andrea Instone? Magst du dich mal vorstellen?
Hui, eine der ewigen Fragen der Menschheit: Wer bin ich?
Ich bin gebürtige Bonnerin und mittlerweile ein halbes Jahrhundert alt. Ich kann all denen versichern, die jünger sind: So fühlt es sich nur an, wenn man morgens aufsteht, zu lange aufbleibt, versehentlich zu viel Sport getrieben hat (zu viel ist relativ …) oder in den Spiegel schaut. Kein Grund also, sich zu fürchten. Ansonsten bin ich Frau, Feministin, Faulenzerin. Und all das, was mit Familie und Tieren und Haushalt so kommen.
2. Die wohl meistgestellte Frage: Wie bist du zum Schreiben gekommen? Oder seit wann schreibst du?
Mit vier Jahren habe ich mir das Lesen beigebracht und seitdem nur selten nicht gelesen. Ich gehöre zu denjenigen, die an Hotelfrühstückstischen nach dem eingepackten Bütterchen greifen, um überhaupt irgendetwas lesen zu können, ohne dabei als ungesellig wahrgenommen zu werden. Meine Vorlieben sind aber neben Lebensmittelverpackungen Klassiker und Krimis.
Das Schreiben kam recht bald danach; ich habe für meinen kleinen Bruder Geschichten erfunden, habe mit Begeisterung Aufsätze im Fach Deutsch verfasst und auch im Berufsleben das Schreiben der Korrespondenz an mich gerissen. Dennoch habe ich meine erste Romanidee zehn Jahre mit mir umhergetragen, bevor ich es wagte. Und auch die Zeit fand – mit ganz kleinen Kindern hätte ich es nicht geschafft.
3. Wie ist denn die Protagonistin Emma Schumacher entstanden?
Ich kann es dir nicht genau sagen. Meine Figuren pflegen sich vor mir aufzubauen oder sich von hinten an mich heranzuschleichen. Die einen verlangen kategorisch die Aufnahme in eine Geschichte, andere beklagen sich bitterlich über meine Ignoranz und wieder andere treten ein, lächeln freundlich und bedanken sich herzlich für die Gastfreundschaft.
Da Emma zu Beginn eine – wie sie selbst glaubt – schüchterne und unerfahrene junge Dame ist, die zudem vor bald hundert Jahren lebte, nehme ich an, es passierte, was ihr zu oft geschieht: Sie stolperte in mich hinein, errötete und stotterte eine Entschuldigung. Da wir uns mochten, blieb sie treu an meiner Seite, bis wir endlich so weit waren, uns an die Öffentlichkeit zu wagen.
4. Wenn Du eine traurige, witzige oder spannende Szene schreibst, fühlst du dann mit?
Viel zu sehr. Ich finde es ungeheuer peinlich – und deshalb bleibt das bitte unter uns – wenn ich über meinen eigenen Worten sitze und mir die Tränen über die Wange kullern. Wenn es denn traurige Worte sind … Wird es spannend, dann schreibe ich schneller, weil ich es kaum abwarten kann, alles zu einem Ende zu bringen. Zu einem hoffentlich guten, ich weiß das nicht immer ganz genau, wenn es mich mitreißt.
5. Was machst du hinterher, wenn das Buch beendet und veröffentlicht ist? Stürzt du dich gleich in den nächsten Schreibmarathon?
Ich sitze fünf Minuten platt und geschafft vor dem letzten Satz, weine ein wenig und muss dann zumindest den ersten Satz des nächsten Buches schreiben. Ok, die erste Seite. Das erste Kapitel. Aber dann ist erst einmal Ruhe angesagt. Bis zum nächsten Tag. Mich treibt es schon sehr voran, befürchte ich.
6. Wie wichtig sind dir die Rezensionen der Leser?
Es ist der einzige Kontakt, den ich zu vollkommen fremden Leserinnen habe. Also ist mir die Meinung sehr wichtig.
Wobei ich mir vorgenommen habe, mich nicht in die nächstgelegene Schlucht zu stürzen, wenn ein Verriss kommt. Falls also jemand nach Vergewaltigungsorgien und blutigen Innereien sucht und mir etwas Böses schreibt, weil ich das nicht liefere, dann – hmmm, dann werde ich vermutlich aufschreien und aufspringen, wie ein wildes Eichhörnchen um den Esstisch rennen und bestimmt auch denken, dass diese grrrr argh grummel eine wirklich miese grrrr argh grummel ist. Und dann werde ich mich beruhigen, feststellen, dass wir einfach nicht zusammen passten und auch eine solche Rückmeldung nützlich ist, weil sie mir zeigt, was ich für andere Leserinnen richtig gemacht haben mag.
Wenn eine positive Besprechung kommt, mir der ich nicht gerechnet habe, dann sitze ich – wer hätte das gedacht – blödsinnig grinsend auf dem Sofa und heule zwei Minuten lang. Und denke, die Welt wird bald wieder superduperschön, weil es so viele wunderbare Frauen gibt, die sich die Zeit nehmen, mir ihre Freude mitzuteilen. Das muss doch ein Zeichen sein, oder?
7. Was ist bis jetzt der Schönste Moment in deiner bisherigen Zeit als Autorin gewesen?
Hmmm, das kann ich kaum beantworten. Dazu gehören eben die Kontakte zu Leserinnen, von denen nun eine kleine Handvoll schon zu virtuellen Freundinnen geworden ist. Da ist auch dieses Gefühl, wenn eine Szene gut gelungen ist. Oder wenn aus heiterem Himmel eine Idee fällt, die unbedingt sofort umgesetzt werden will und die mich mitreißt.
8. Wie vereinbarst du das Schreiben mit der Familie? Bekommst du Unterstützung von deiner Familie?
Jein. Sagen wir mal so: Seit ich im letzten Juli begonnen habe, sieht es in unserem Haus nicht unbedingt perfekter aus …
Unterstützung erhalte ich insofern, als dass bis jetzt noch keiner kam und mir den Laptop entzogen hat. Mein Mann setzt sich oft hin und lässt sich vorlesen und muss mir dann Rede und Antwort stehen, um zu sehen, ob all meine Absichten und Erklärungen verständlich sind. Da er Australier und sein Deutsch zwar gut ist, aber nicht perfekt, ist er ein guter Gradmesser in diesem Punkt.
9. Wenn du an die Schule zurückdenkst; Was war da dein liebstes und welches dein verhasstestes Fach – und wieso?
Deutsch war natürlich mein Lieblingsfach, zusammen mit Geschichte, Philosophie und Religion. Sprache und Menschen, Schreiben und Lesen und Nachdenken – das ist die perfekte Kombination.
Verhasst war mir Sport. Und in Mathe und Latein war ich nicht unbedingt eine Leuchte. Bis heute bin ich wohl so etwas wie eine Leistungsverweigerin. Oder genauer gesagt: Ich verweigere das Vergleichen von Leistungen, das nur dazu dient, dass manche sich ganz besonders großartig und andere ganz besonders minderwertig fühlen. Ich sage nur: Bundesjugendspiele …
10. so spontan… was fällt dir mit deinen Namenbuchstaben sofort ein?
Nur Unsinn, befürchte ich, der mit mir nichts zu tun hat…
A lbern
N icht niedlich
D anke
R uhe
E ilig
A müsiert
I nsel
N achts
S till
T reu
O ffen
N icht gemein
E loquent
Pingback: Lesebuch interviewt Schriftsteller – Lesebuch
Eine wirklich tolle Autorin, ein wirklich liebes Menschenbild, ein supertolles Interview! Andrea Instones Sprache in ihren Büchern ist einfach unglaublich toll! Ich bin sehr glücklich, dass ich ihre Bücher lesen darf. Mir gefallen sie unwahrscheinlich gut und so machen immer wieder Lust auf mehr…
Vielen Dank für das liebe Feedback. Ich freue mich schon bald die Emma Schumacher kennen zu lernen. Habe es leider noch nicht geschafft, eines ihrer Werke zu lesen. Aber als Mensch ist Andrea Instone, schon was Besonderes.