✽•*¨*•๑✿๑★ Autoreninterview ★๑✿๑•*¨*•✽
1. Wer steckt hinter Iny Lorentz? Magst du dich oder ihr beide euch mal kurz vorstellen?
Iny stammt aus Köln, Elmar aus Franken. Zusammengefunden haben wir uns in einem Fantasy-Club, in dessen Clubmagazinen wir beide Kurzgeschichten und Erzählungen veröffentlichen konnten. Über ein Mitglied des Clubs bekam Iny die Chance, eine Erzählung für eine Fantasy-Anthologie beim Heyne Verlag zu schreiben, die im Januar 1982 erschienen ist. Später kamen Kurzgeschichten und Erzählungen bei weiteren Verlagen, so Goldmann, Bastei usw. hinzu. 1986 erschien mit ‚Paul und Strubbel‘ unser erstes Kinderbuch. Anschließend gab es eine gewisse Pause beim Schreiben, bis wir 1995 erneut damit begannen. Laut einer spöttischen Bemerkung von Elmar kamen die eingesandten Manuskripte schneller zurück als er von der Post, nachdem er sie aufgegeben hatte. Es war auch die Zeit einer gewissen Selbstfindung. Wir probierten mehrere Genres aus, bis wir schließlich mit unserem ersten historischen Romanen das Interesse unserer jetzigen Agentin weckten. Der fertige Roman war ihr für eine erste Veröffentlichung eines neuen Autoren(paares) zu lang. Von der Leseprobe, die wir hinzugelegt hatten, forderte sie dafür mehr Lesestoff an. Sie erhielt vier Wochen später den fertigen Roman und brachte ihn bei Knaur unter. Es war ‚Die Kastratin‘. Damals ahnte niemand, was danach kommen würde, wir am allerwenigsten. Wir hatten nur die Hoffnung, dass sich jeder unserer Romane so gut verkaufen würde, damit der Verlag auch den nächsten nehmen würde. Dann aber erschien ‚Die Wanderhure‘. Von dem Tag an war nichts mehr so, wie es früher gewesen war.
2. Die wohl meistgestellte Frage: Wie seid ihr zum Schreiben gekommen?
Iny: Ich habe bereits einfache Texte lesen können, als ich in die Schule kam und Lesen war neben Hausarbeiten und Schularbeiten (in der Reihenfolge) meine wichtigste und auch die liebste Beschäftigung. Als ich zwölf war, habe ich mir gewünscht, selbst einmal meinen Namen als Autorin auf einem Cover in der Stadtbücherei zu lesen und hatte bereits begonnen, all die Anekdoten aufzuschreiben, die sich um unsere Hunde, ein Rudel Deutscher Boxer, drehten. Es gab halt lustige und kritische Situationen, die ich festhalten wollte. Den Wunsch ernsthaft zu schreiben musste ich aber noch 14 Jahre lang aufschieben. Als es mir endlich möglich war, konzentriert zu schreiben, stellte ich fest, dass ich Menschen brauchte, die etwas vom Schreiben lesenswerter Texte verstanden, und bin nach anderen Versuchen bei jenem Fantasy-Club gelandet, bei dem Elmar schon längere Zeit Mitglied war. Dort habe ich schnell gelernt und konnte nach wenigen Jahren eine Erzählung in einer Heyne-Anthologie unterbringen.
Elmar: Ich habe mit zwölf Jahren das erste Mal daran gedacht, Autor zu werden. Der Wunsch war damals kühn, denn ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie ich ihn verwirklichen könnte. Allerdings hatte ich Glück. Mit sechzehn trat ich einem Science-Fiction-Club bei, der eine kleine Clubzeitschrift im Spiritus-Umdruckverfahren herausgegeben hat. Ein Club-Mitglied, dem meine handgeschriebenen Kurzgeschichten gefielen, tippte sie auf Matrize ab und so kam ich zu meinen ersten Amateur-Veröffentlichungen. Als unser SF-Club eine gewisse Zeit später einging, besaß ich bereits eine eigene Schreibmaschine und Kontakte, die mich zu einem Fantasy-Club brachten. In dessen Clubmagazinen habe ich etliche Kurzgeschichten und mehrere längere Erzählungen geschrieben, bis ich dann mit Iny zusammen 1981 auf unserer ersten Buchmesse in Frankfurt die Chance bekam, in SF- und Fantasy-Anthologien des Goldmann-Verlags zu veröffentlichen.
3. Was ist bis jetzt der Schönste Moment in eurer gemeinsamen und bisherigen Zeit als Autorenpaar gewesen?
Der wohl schönste Tag war das Erscheinen der Heyne-Anthologie mit Inys erster Erzählung. Wir sind damals extra einen Tag früher aus dem Urlaub zurückgekommen, um diesen Band am Erscheinungstag in Bahnhofsbuchhandlung in München kaufen zu können. Ein weiteres Highlight war das Erscheinen der Lizenzausgabe der Kastratin bei Weltbild, die noch vor der Knaur-Ausgabe erschienen ist, und der erste übersetzte Roman mit La ramera errante, der Wanderhure auf Spanisch.
4. Wie viele Bücher habt ihr insgesamt schon geschrieben? Erzählt uns bitte etwas davon… Und warum ausgerechnet das Genre Historische Literatur?
Die Zahl unserer Veröffentlichungen liegt bei 86 Romanen inklusive eines Kinderbuches. Davon sind 52 historische Romane unter dem Pseudonym Iny Lorentz. Die anderen Romane gliedern sich auf in Fantasy, Phantastik, Gegenwartsromane, Thriller und Krimi. Was die historischen Romane betrifft, so haben wir immer welche gelesen. Der Anstoß bei Elmar, historisch zu schreiben, kann aus von einem Roman, den er in Stadtbibliothek ausgeliehen hatte und so grottenschlecht fand, dass seine Gedanken sich damit beschäftigten, wie man diesem Thema besser gerecht wird. Schließlich setzte er sich an den Computer und hat zu schreiben begonnen. Dieser Roman wird in ein paar Jahren etwa fünfundzwanzig Jahre nach seiner Entstehung erscheinen.
5. Gibt es denn einen Protagonisten-Charakter, in dem ihr euch selbst wiederfinden würdet?
In jedem Protagonisten steckt ein Teil von uns, sei es im Guten wie im Bösen. Das geht gar nicht anders, wenn man aus dem Gefühl heraus schreibt. Man bringt die positive Seite des eigenen Ichs ebenso ein wie die negative.
6. Habt ihr Rituale beim Schreiben? Wenn ja, welche?
Iny: Ich fülle stets eine Schüssel mit Obststücken und eine Schale mit zuckerfreien Keksen und lasse mir von Elmar zwei Thermoskannen und zwei große Tassen mit verschiedenen Tees füllen. Damit bin ich gerüstet für etwa 3 Stunden Arbeit am PC. Wenn die Konzentration zu sehr nachlässt, gehe ich nach neben an den Internet-PC und schaue nach Mails und den neuesten Nachrichten. Aber dort verweile ich nicht lange, denn ich versuche, das Pensum zu schaffen, dass ich mir vorgenommen habe.
Elmar: Ich schreibe bei zugezogenen Vorhängen. Außerdem steht, wenn ich mit dem Schreiben beginne, eine Thermosflasche Tee und eine Tasse neben mir, ebenso ein zerteilter Apfel für zwischendurch. An normalen Schreibtagen gehe ich erst ins Internet, wenn ich 60 Prozent meines Tagespensums hinter mir habe.
7. Wenn ihr eine traurige, witzige oder spannende Szene schreibt, fühlt ihr dann mit?
Iny: Bei traurigen Szenen tue ich mich oft schwer und verschwinde zwischendurch an den Internet-PC, bei witzigen oder spannenden vergesse ich oft, Pausen zu machen oder in die Küche zu gehen, weil sich das Mittagessen nicht von alleine kocht.
Elmar: Es ist teilweise schlimm. Ich laufe dann mit einer Laune herum, die der im Roman aufgezeigten entspricht. Teilweise spüre ich es sogar körperlich. So hat mich im Hochsommer einmal fürchterlich gefroren, weil ich kurz vorher eine Szene geschrieben habe, in der meine Heldin im tiefsten Winter durch Eis und Schnee stapfen musste.
8. Habt ihr schon Neue Ideen für ein weiteres Buch? Wenn ja, dürft ihr uns etwas darüber berichten?
Wir haben Ideen für etliche weitere Bücher. Derzeit warten sechs Exposees auf die letzten Recherchen und Recherchereisen und auf ihre Verwirklichung. Darunter ist eine neue Idee, deren erster Band 2026 erscheinen soll. Dazu kommt eine Liste mit sehr vielen Ideen, die wir über die Jahre gesammelt haben und aus der wir uns bei Bedarf bedienen.
9. Ist euch Kritik von euren Leser/innen wichtig und wie geht ihr damit um?
Kritik ist immer wichtig. Sie muss jedoch fundiert sein. Bevor die Romane erscheinen, werden sie bereits von uns selbst, von unserer Cheflektorin und unserer Außenlektorin auf Schwächen und Fehler abgeklopft. Trotzdem erhalten wir gelegentlich einen Hinweis, dass da oder dort ein falsches Wort stehengeblieben ist. Das wird dann auch in der nächsten Auflage bereinigt. Im Allgemeinen halten wir uns aber an das Sprichwort von der Eule und der Nachtigall. Solange der größte Teil unserer Leserschaft mit unseren Romanen zufrieden ist, haben wir es richtig gemacht.
10. Nun habt ihr dieses Jahr 2023 schon das 20 jährige Autoren Dasein erreicht und als Vollzeit Autorenpaar erlebt? Wie sehen die Erinnerungen aus und wie werdet ihr eure Zukunft planen?
Zwanzig Jahre Vollzeit-Autoren werden wir erst am 01.01.2027 sein. Wir waren bis zum 31.12.2006 noch in Lohn und Brot. Zwanzig Jahre Iny Lorentz ist nur ein, wenn auch sehr erfolgreicher Abschnitt unseres Autorenleben. Am 01.01.2022 konnten wir das vierzigjährige Jubiläum von Inys erster Veröffentlichung in einer Anthologie des Heyne-Verlags feiern, wenn auch wegen Corona nur für uns. Irgendwie ist uns dieses Datum wichtiger als die zwanzig Jahre Iny Lorentz. Es war der allererste Schritt zu dem, was wir heute sind. Unsere Erinnerungen gelten auch eher den Jahren vor Iny Lorentz. Es war ein langer und harter Weg, bis es zu Iny Lorentz kam. Und auch danach war nicht alles eitel Sonnenschein. Für die Zukunft hoffen wir, dass wir so lange Geschichten ausdenken und aufschreiben können, wie es nur möglich ist. Ideen haben wir viele und würden uns freuen, so die meisten davon umsetzen zu können.
Sehr interessantes Interview! Vielen Dank dafür liebe Alex.
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