✽•*¨*•๑✿๑★ Autoreninterview ★๑✿๑•*¨*•✽
1. Wer ist Franziska Erhard? Magst du dich mal kurz vorstellen?
Eine gute Frage, die ich mir auch manchmal stelle; Franziska Erhard ist:
- eine Vollblut-Autorin, die manchmal den Montagmorgen kaum erwarten kann, um weiterzuarbeiten
- Glücklicherweise die Ehefrau ihres Mannes
- Eine liebende Mutter (meistens) von zwei großartigen, einzigartigen, wunderbaren, witzigen Kindern (auch meistens)
- Hausfrau mit fatalem Hang zu sauberen Böden, aber wenig Affinität zum Bügelbrett
- Gelernte Augenoptikerin mit richtigem Gesellenbrief und so
- Diplom-Ingenieurin für Augenoptik
- Begeisterte Leserin, die bei einem guten Buch immer heult, aktuell aber leider kaum noch Zeit zum Lesen findet eine Freundin, die nicht nur in guten Zeiten für ihre Lieblingsmenschen da ist, sondern zur Not auch mal um Mitternacht Tochter von wunderbaren Eltern, die kleine Schwester, der man immer noch manches nachsieht, aber leider nicht mehr alles
- Schwägerin und Schwiegertochter und manchmal auch die ruppige Verwandtschaft
- Sehr gerne Tante und bald Großtante, was sie kaum noch abwarten kann
- Listen-süchtig. Eine, die ihre Listen in Listen organisiert. So in der Art.
- Dekorationsfan. Und schon ganz zappelig, bis nun endlich das ganze Weihnachts-Glitzer-Zeug aus den Kisten darf.
Außerdem lacht sie gerne (auch mal über sich selbst), ist aufgeschlossen, engagiert, verbeißt sich in Dinge, die sie wirklich will, ist fantasiebegabt, hilfsbereit, manchmal leicht verrückt, ab und zu ein klein wenig schwierig, gelegentlich auch mal ungerecht, und ziemlich ungeduldig. Woran sie allerdings arbeitet. Jetzt. SOFORT.
2. Die wohl meistgestellte Frage: Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Diese Frage bekomme ich in der Tat sehr oft gestellt, und jedes Mal denke ich, die romantische Antwort wäre, dass ich seit jeher davon träumte. Da es allerdings nicht so ist, werde ich sie auch dieses Mal nicht geben. Obwohl ich eigentlich schon immer geschrieben habe, aber eben nie mit dem Gedanken, auch zu veröffentlichen. Das kam mir lange gar nicht in den Sinn, und hat letztendlich auch so viel Mut erfordert, dass ich dazu eben etwas Zeit brauchte.
Aber tatsächlich war es so, dass ich in einer Phase meines Lebens das Gefühl hatte, dass nichts so richtig läuft. Die Kinder eben aus dem Gröbsten raus und morgens im Kindergarten, der alte Job weg, und kein neuer in Sicht. Ich tat, was ich in diesen Situationen immer tue, ich flüchtete mich in die Bücher. Nur dass es damals die Falschen waren. Ich las also von Frauen, die mit sich haderten und nichts lief. Soweit gut. Dann aber nahmen sie ab und zack – das Leben war perfekt, der Mann auch, und der Job sowieso. Und ein seltsamer Trotz packte mich. Ich wollte Geschichten lesen, in denen es auf andere Weise klappte, das Leben in den Griff zu bekommen, die mich inspirieren würden. Und in denen man nicht erst Modelmaße erreichen musste. Natürlich gibt es diese Geschichten, aber zu meinem Glück hatte ich damals andere Bücher auf meinem SUB. Und so habe ich mich eines Morgens einfach an den Rechner gesetzt und angefangen zu schreiben. Die Geschichte hatte sich schon seit längerer Zeit in meinem Kopf versteckt, und ich musste sie nur herauslassen. Und seither habe ich einfach nicht mehr aufgehört, weil es das Beste ist, was ich jemals tun durfte.
3. Wie viele Bücher hast du insgesamt schon geschrieben? Gibt es denn einen Charakter, in dem du dich selbst wiederfindest?
Ich habe bisher fünfzehn Bücher veröffentlicht, am sechzehnten schreibe ich fleißig. Und tatsächlich steckt in jedem Charakter ein wenig Franziska Erhard. Irgend eine Kleinigkeit, eine Macke, eine Angewohnheit (oder ein Fettnäpfchen). Beim Schreiben muss ich mich ganz in die Figur hineindenken, ich muss fühlen wie sie, denken wie sie, spüren, wie sie agieren wird, damit der Charakter rund und glaubhaft wird. Das finde ich extrem spannend, weil ich mich selbst dadurch verändere. Ich lerne neue Sichtweisen kennen, spiele mir ungewohnte Reaktionen durch. Insofern beeinflussen wir uns gegenseitig, und nach einem Buch steckt dann auch ein Stückchen der neuen Protagonistin in mir.
4. Wenn du die Geschichten deiner Bücher mit 5 Worten beschreiben müsstest, welche wären das?
(Diese Frage fürchte ich in Interviews, ganz ehrlich. Frag mal meine Familie, ich kann nichts in fünf Wörtern wiedergeben, ich rede und denke in Romanen. Aber ich habe mir jetzt einen eleganten Weg aus dieser Klemme gesucht und einfach fünf Adjektive aus Rezensionen herausgepickt, die mich beim Lesen sehr gefreut haben.)
bezaubernd – wunderschön – fesselnd – romantisch – witzig
5. Was ist bis jetzt der Schönste Moment in deiner bisherigen Zeit als Autorin gewesen?
Oh, da waren sehr, sehr viele schöne Momente. Vielleicht der allererste Kauf meines Debütromanes? Oder als ich zum ersten Mal in die Top 100 gekommen bin? Die erste Mail einer Leserin, die sich für eine Geschichte bedankte? Oder jede weitere Nachricht, die mich unglaublich gefreut hat? Der erste Verlag, der von sich aus an anklopfte und fragte, ob ich an einer Zusammenarbeit interessiert sei? Die tollen Gespräche, die ich mit Leserinnen führen durfte? Oder als ich zum ersten Mal mit: „Sind Sie nicht diese Autorin?“ begrüßt wurde? Oder doch die Nachrichten, in denen mir Menschen erzählten, dass ihnen eines meiner Bücher in schweren Zeiten ein wenig Glück geschenkt hat oder sie durch das Lesen motiviert wurden, etwas zu ändern oder neue Sichtweisen zu entdecken? Ich weiß es nicht. Ich weiß aber, dass jeder dieser schönsten Momente immer damit zusammenhängt, dass es Leser gibt da draußen, die meine Geschichten lieben. Und dafür bin ich unendlich dankbar.
6. Wie wichtig sind dir die Rezensionen der Leser? Kannst du auch mit Kritik umgehen?
Rezensionen sind mir sehr wichtig, denn sie sind das wichtigste Tool, mit dem ich Rückmeldungen bekomme. Wenn ein Leser dort seine Eindrücke schildert, kann ich so vieles lernen. Was gefiel, was ankam, und auch, wo ich etwas besser machen kann. Ohne solche Rückmeldungen kann ich nicht lernen und nicht versuchen, immer etwas besser zu werden. Und natürlich freut sich jeder von uns, wenn er Reaktionen auf seine Arbeit bekommt, eine Rückmeldung erhält.
Ich vergleiche es jetzt mal ganz profan mit dem Kochen, was viele von uns ja täglich machen. Wir überlegen uns, was es geben soll. Wir schnippeln und brutzeln, schmecken ab, geben uns Mühe und versuchen, ein richtig gutes Mahl auf den Tisch zu stellen. Und dann? Setzten sich alle, essen, stehen auf und gehen einfach? Nein. Natürlich ist es toll, zu hören, dass es schmeckt. Oder was vielleicht noch besser dazu gepasst hätte. Wir freuen uns, wenn es gewürdigt wird, und die Arbeit eine Wertschätzung erhält. Und wenn die Kommentare dann eben mal: »Naja, nicht schlecht, musst du aber so schnell nicht mehr kochen« lauten, dann weiß man, dass man sich für den nächsten Tag etwas anderes ausdenken muss.
So ist es auch mit den Büchern. Natürlich bekomme ich lieber gute Rückmeldung als schlechte. Aber wenn sie erklärt, was genau nicht gefallen hat, dann reflektiere ich das sehr genau, selbst wenn es weh tut. Nur mit ganz fiesen Rezensionen habe ich Schwierigkeiten, das gebe ich zu. Die verletzen, auch wenn man sich sagt, dass der Schreiber vielleicht einfach einen schlechten Tag hatte und dann auch noch sein Kühlschrank kaputt ging und er das jetzt einfach abladen wollte.
7. Wie vereinbarst du das Schreiben mit der Familie? Bekommst du Unterstützung von deiner Familie?
Das Schreiben ist erst einmal ein Job. Ich arbeite wie viele andere Mütter, nur dass ich dazu in kein Büro fahre, sondern zuhause bleiben darf. Allerdings ist es manchmal ein ziemlich verrückter Job. In manchen Phasen kann ich einfach nicht aufhören, dann schreibe ich auch mal eine Nacht durch. Und lege dann einen Zettel auf den Tisch, dass ich eben erst ins Bett bin und bitteschön jetzt schlafen will. Das geht, aber natürlich nur in Ausnahmefällen und idealerweise am Wochenende.
Ansonsten haben sich meine Lieben inzwischen daran gewöhnt, dass ich eben ein wenig emotionaler bin, wenn ich im Schreibprozess stecke, und je nachdem auch mal schlecht gelaunt bin, wenn die Kinder heimkommen, weil ich gerade an einer Szene arbeite, in der es kracht, und ich die Stimmung bewahren will, bis ich weiterschreiben kann. Sie gehen damit wirklich großartig um. Und sie haben mich vom ersten Moment an unterstützt und an mich geglaubt. Ganz zu Beginn habe ich mit meinem Mann darüber gesprochen, dass ich gerne als Autorin arbeiten würde. Er hat das ziemlich entspannt aufgenommen, und wir haben einen Deal geschlossen, dass ich es ein Jahr ausprobiere, ehe ich mich wieder um einen „normalen“ Job kümmere. Zum Glück war das dann nicht mehr nötig. Und mittlerweile finden es die Kinder richtig cool zu sagen, dass die Mama Autorin ist, und wir haben tolle Diskussionen, wenn es um neue Titel oder Coverentwürfe geht.
8. Bist du eher ein spontaner Typ, oder brauchst du eine genaue Planung für Unternehmungen? Und wie wirkt sich das auf dich als Autorin aus?
Eigentlich bin ich ein Mensch, der gerne alles plant und tausend Listen schreibt. Natürlich auch beim Schreiben. Leider halten meine Protagonisten nichts davon. Irgendwann entwickeln sie ihre eigene Ideen und werfen meine ganze schöne Planung um. Das macht mich einerseits verrückt, andererseits habe ich mittlerweile gelernt, dass es besser ist, ihnen zu vertrauen. Dadurch erlebe ich die Geschichten selbst, und es ist eine spannende Sache, wenn ich mich von ihnen leiten lasse. Deshalb habe ich für das Schreiben jetzt einen neuen Plan: Ich weiß, wo es losgeht und wer mitkommt. Ich weiß, wo unser Ziel ist. Ich kenne ein paar Stationen der Reise. Und dann starten wir und lassen uns überraschen, was auf dem Weg so alles passiert.
9. Angenommen, du hättest ausreichend Geld, um dir deinen Traum zu verwirklichen: Wo auf dieser Welt würdest du am liebsten dein Schreibdomizil errichten?
Irgendwo am Meer. In einem schönen Haus mit großer Terrasse, von der aus man das Wasser glitzern sieht. Für Regentage stünde ein Schreibtisch vor einer großen Fensterfront, ebenfalls mit Meerblick. Aber eigentlich muss ich zugeben, dass ich ein ziemlich heimatverbundener Mensch bin und dass ich ungern auf meine ganze Familie und meine Freunde verzichten würde. Von daher bin ich auch sehr zufrieden mit meinem aktuellen Schreibdomizil. Und hole mir meine Dosis Meer im Urlaub, wo ich es dann auch voll und ganz genießen kann.
10. Hattest du schon so ein richtig peinliches Erlebnis?
Eins? Am Tag? So in etwa. Ich bin die Königin der Fettnäpfchen, weil ich leider erst rede und dann nachdenke, wenn mich etwas wirklich bewegt. Oder weil ich immer tausend Dinge zeitgleich erledigen will, obwohl ich eigentlich nicht multitaskingfähig bin. Oder einfach nur zu dämlich dazu. Neulich zum Beispiel rief die Schule an. Der Große hat Bauchweh und möchte bitte abgeholt werden. Ich war mitten im Schreiben und wollte noch unbedingt dieses eine Kapitel fertigstellen. Deshalb musste es danach schnell gehen, noch eben zur Toilette, und dann ab die Post.
Ich fahre also zur Schule, melde mich brav im Sekretariat, gehe rüber ins Krankenzimmer, plaudere kurz mit der Oberstufenschülerin, die sich um den Kerl kümmerte, und marschiere mit Kind zurück über den Schulhof zum Auto. Auf dem Heimweg noch eben beim Bäcker angehalten, wenn man jetzt eh schon unterwegs ist, dann nach Hause.
Und dort, erst dort, sagt der Bub: »Mama, diese Hosen-Schürzen-Kombination ist echt ziemlich seltsam.« Ich sehe an mir hinunter, Pulli und Rock, eigentlich nichts Außergewöhnliches. Dann dämmert es mir, und euch vermutlich auch. In der Eile blieb der Rock im Bund der Strumpfhose stecken, und ich hatte natürlich keine Zeit, um mal schnell in den Spiegel zu sehen, ehe ich aus dem Haus renne. Zum Glück war es eine dieser superblickdichten, aber ich argwöhne immer noch, dass die Verkäuferin beim Bäcker seither so seltsam grinst …
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