✽•*¨*•๑✿๑★ Autoreninterview ★๑✿๑•*¨*•✽
1. Wer ist Regina Mengel/Tessa Hansen? Magst du dich mal vorstellen?
Regina Mengel ist inzwischen 57 Jahre alt, wohingegen Tessa Hansen gerade einmal ein knappes Jahr zählt. Während Regina in den letzten zwölf Jahren überwiegend als Selfpublisherin (Fantasyromane, Romantische Komödien) veröffentlicht hat, schreibt Tessa für den Insel Verlag. Ansonsten haben die beiden oder besser: wir beide eine Menge gemeinsam. Zum Beispiel teilen wir uns einen Ehemann, den besten der Welt übrigens. Der unterstützt uns nicht nur in all unseren Projekten und muss auch immer als Testleser herhalten, er hält uns auch finanziell den Rücken frei. Wir sind sozusagen: Sponsored by Göttergatte. Zumindest zwischenzeitlich, denn wie das so ist in so einem Business: Es läuft nicht immer, wie man es sich wünscht und man muss auch mal Rückschläge einstecken. Wenn man dann finanziell abgesichert ist, macht das schon ganz viel aus.
Ich bin ein Sonntagskind, im September 1966 in Wuppertal geboren und dort auch aufgewachsen. Inzwischen lebe ich in Stommeln, einem kleinen Stadtteil von Pulheim, sehr beschaulich und doch wunderbar nah an Köln und Düsseldorf und damit ganz viel Kultur und Einkaufsmöglichkeiten. Uns geht es wirklich gut, wir bewohnen ganz bewusst, um flexibel bleiben zu können, eine Wohnung zur Miete. Dazu gehören eine Terrasse und ein kleiner Garten. Dort sitze ich im Sommer oft im Strandkorb und schreibe. Es muss ja nicht immer der Schreibtisch sein, obwohl der durchaus seine Vorteile hat. Zumindest wenn man meinen Rücken fragt, denn er bevorzugt auf jeden Fall den ergonomischen Bürostuhl und den höhenverstellbaren Schreibtisch.
Als Jugendliche habe ich als Leistungsschwimmerin einen großen Teil meines Lebens im Wasser verbracht. Heute liebe ich Wasser immer noch, allerdings zieht es mich ans Meer und nicht unbedingt in Schwimmbäder. Ich glaube Chlorwasser habe ich genug in meinem Leben gehabt. Reisen gehört zu meinen bevorzugten Tätigkeiten, ich liebe es Reiseführer zu lesen und unsere Urlaube vorzubereiten. Meistens bewegen wir uns dabei innerhalb Europas, oft auch mit dem Auto, ich fliege auch gar nicht gern so lange. Alle Reisen planen wir komplett selbst und immer gehört sehr viel Kultur und Land und Leute dazu. Am liebsten wohnen wir in B&Bs, wo man mit den Gastleuten und anderen Reisenden in Kontakt kommt oder in einem kleinen Häuschen im Grünen, möglichst so gelegen, dass man von da aus im Umkreis allerhand anschauen kann. Und ganz oft verbringen wir unseren Urlaub nicht nur an einer Station, sondern ziehen zwischendurch um. Das kann wie z.B. in Irland, einem meiner Herzensländer, eine richtige Rundreise mit nur ein oder zwei Übernachtungen an einem Ort sein, oder auch so, dass wir zwei bis drei Wochen reisen und alle fünf bis sieben Tage in ein anderes Domizil umziehen. Zwischendurch darf es dann auch mal ein schickes, luxuriöses Hotel sein, wenn es noch halbwegs bezahlbar ist. Ich denke, der Mix macht es wie so oft im Leben. Italien, Kroatien und die skandinavischen Länder bereisen wir ebenfalls sehr gern, wenn es uns nach Spanien zieht, dann meist nach Andalusien oder Barcelona. Und dann gibt es ganz viel, was wir noch nicht gesehen haben, wo es uns unbedingt mal hinzieht oder wir noch ein weiteres Mal hinwollen. Theoretisch wären wir wahrscheinlich die perfekten Wohnmobilurlauber, wenn wir uns mit Campingplätzen arrangieren könnten und mit dem Teilen von Duschen, usw … Aber da stelle ich mich echt mädchenhaft an.
Was gibt es noch über mich zu wissen? Ach ja, von Hause aus, bin ich Bürokauffrau/Fremdsprachenkorrespondentin für Englisch und Betriebswirtin, aber den Bürojob habe ich an den Nagel hängen dürften, was mich ausgesprochen glücklich macht. Nun schreibe ich also hauptberuflich und damit ich auch mal was anderes sehe als nur das eigene Arbeitszimmer, arbeite ich seit Jahren ehrenamtlich: mal als Lesementorin für leseschwache Kinder, mal unterstütze ich Geflüchtete darin, unsere Sprache zu lernen. Das ist mein derzeitiges Engagement. Es tut mir gut zu helfen, und es setzt einem auch den Kopf zurecht, vor allem in Phasen, in denen man mit dem eigenen Schicksal hadert, wenn es mal wieder nicht so läuft, wie man es sich gewünscht hat. Uns geht es gut, auch wenn es uns mal nicht so gut geht.
2. Die wohl meistgestellte Frage: Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Oh je. Es klingt immer so albern, wenn man darauf antwortet, dass es einem in die Wiege gelegt wurde oder dass man als Kind schon gern geschrieben hat. Das trifft zwar einerseits zu, andererseits aber auch nicht. Ja, ich habe als Kind fantasievolle Aufsätze geschrieben und sicher wurde mir das Talent zum Geschichten spinnen auch von irgendwoher mitgegeben, nicht von meiner Mutter, soviel kann ich mit Sicherheit sagen. Aber im Grunde war der Gedanke, mal ein Buch zu schreiben, eher so ein immer mal wieder hochschwimmendes Hintergrundrauschen. Vielleicht lag es auch daran, dass ich mir dazu das nötige Selbstvertrauen erst einmal erarbeiten musste. Zu denken: „Ach, ich würde gern auch mal ein Buch schreiben“ und sich die Fähigkeiten dazu selbst zuzutrauen sind ja zwei völlig andere Paar Schuhe. Und dann kam einfach das Leben dazwischen. Viel Arbeit, viele Überstunden und ich habe ja auch stetig irgendetwas dazugelernt in meiner Freizeit. So ab dreißig vielleicht habe ich auch mal was Kurzes geschrieben, eigentlich immer dann, wenn ich mit der Situation im Job unzufrieden war, dann ploppte der Traum vom Schreiben wieder einmal hoch. Aber kaum holte mich der Alltag ein und die Situation entspannte sich ein wenig, lag erneut ein angefangenes Buch irgendwo herum. Damals habe ich noch in eine Kladde geschrieben. Später dann am Rechner, was allerdings auch nie zu einem fertigen Manuskript geführt hat. Dazu war erst ein weggebrochener Arbeitsplatz und die sichere Jobsituation meines Mannes nötig. 2010 habe ich den Entschluss gefasst, es einfach mal zu probieren und mir dafür zwei Jahre zu nehmen, um zu schauen, wo es hinführt. Naja, der Rest lässt sich auf meiner Homepage (https://wortentbrannt.de ) anhand der Veröffentlichungen nachverfolgen.
3. Warum schreibst du unter einem Pseudonym deine Geschichten? Ist das wegen dem Genre?
Es ist im Grunde eine Abgrenzung zwischen Selfpublishing und Verlagsautorin. Und Tessa Hansen passt doch auch einfach sehr viel besser zu der Buchserie. „Das kleine Bücherschiff“ spielt ja in Hamburg und da bot sich ein nordischer Name einfach an.
4. Wie viel, von dir selbst, steckt in deinen Protagonisten?
Das ist ganz unterschiedlich. Aber ein bisschen immer. Mal sind es die eigenen Werte, die sich widerspiegeln, vielleicht sogar mal eine im weitesten Sinne politische Meinung, mal sind es die alltäglichen Verrücktheiten, zu denen ich neige. Nehmen wir zum Beispiel „Das kleine Bücherschiff“, dann fällt mir spontan Katjas Pragmatismus und ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl ein oder Miris große Klappe. Wobei in Miri auch ganz viel von meiner besten Freundin steckt, die tickt so ähnlich. Grundsätzlich ist es ganz oft so, dass positive Figuren an Stellen, an denen es in die Tiefe geht, meine persönliche Haltung widerspiegeln. Natürlich nicht immer, vor allem nicht, wenn sie dämliche Fehler machen. Ich bin natürlich völlig fehlerfrei … natürlich … nicht.
5. Wie lange schreibst du so an einem deiner Romane?
Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Ich erlaube mir, es so lange dauern zu lassen, wie es dauert. Wobei das, seit ich für einen Verlag schreibe, etwas anders geworden ist, da gibt es feste Abgabetermine, an die ich mich halten muss. Aber ich kann natürlich bei Vertragsabschluss mitreden, zu welchem Termin die Abgaben fällig sind. Insgesamt lasse ich mir gern etwas mehr Zeit als es manche andere Autor*innen tun. Mit allem Drum und Dran: vom Rohmanuskript über mehrere Nachbearbeitungen, Lektorat, usw., setze ich pro Buch etwa sechs Monate an. Das kann allerdings auch sehr viel schneller gehen. Mal fließt eine Geschichte einfach so aus mir heraus, mal fällt es mir etwas schwerer, dranzubleiben. Gerade freue ich mich auf ein Buch, das ich gleich nach diesem Interview beginnen werde. Das gehört nicht in die Bücherschiff-Reihe. Es spielt in Frankreich und als ich es letzten Sommer erdacht habe, stand die Geschichte – nach einer groben Vorabrunde mit meiner Agentin – innerhalb von wenigen Stunden. Die Geschichte kam direkt aus meinem Herzen und ich freue mich sie jetzt endlich umsetzen zu können.
6. Was machst du hinterher, wenn das Buch beendet und veröffentlicht ist? Stürzt du dich gleich in den nächsten Schreibmarathon?
Meist gönne ich mir eine kleine Pause, ein bis zwei Wochen, aber dann geht es gleich wieder los. Allerdings sieht die Reihenfolge jetzt, da ich beim Publikumsverlag veröffentliche, anders aus als früher. Da habe ich tatsächlich geschrieben, überarbeitet, gesetzt, veröffentlicht, beworben und dann das nächste Buch begonnen. Nun läuft es anders. Das zweite Bücherschiff-Manuskript gebe ich zum Beispiel diesen Monat noch ab. Danach malen beim Verlag erst mal die Mühlen. Übrigens auch jetzt schon. Im Hintergrund passiert ganz viel, zum Beispiel entsteht das Cover und der Vorschautext, usw. Damit habe ich dann immer mal wieder kurz zu tun, muss Input liefern oder meine Meinung sagen, zu dem, was sich der Verlag vorstellt. Währenddessen arbeite ich bereits am nächsten Manuskript, das im besten Fall beim gleichen Verlag landet, oder das meine Agentin ggf. bei anderen Verlagen anbietet, sobald eine adäquate Leseprobe steht – ich schreibe rund 150 Seiten des Romans vorab, den Rest, wenn der Vertrag steht. Es könnte natürlich auch immer noch mal ein Selfpublishing Buch werden, aber derzeit möchte ich lieber für Verlage schreiben. Ich habe einfach keine Lust mehr, für alles allein verantwortlich zu sein. Wenn ich dann mit meinen 150 Seiten etwa so weit bin und das Buch von der Agentur angeboten wird, kommt mit dem Lektorat das vorherige Buch wieder auf meinen Tisch. Und dazwischen muss ich ja auch noch neue Geschichten erarbeiten bzw. niederschreiben und ausgestalten, was so an Inspiration und verrückten Ideen in meinen Kopf herumspringt und unbedingt herauswill.
7. Wenn Du eine traurige, witzige oder spannende Szene schreibst, fühlst du dann mit?
Klar, ich glaube sonst wären weder die Figuren noch deren Erlebnisse glaubwürdig. Zum einen muss die Figur ja ihrem Charakter treubleiben und das geht zumindest bei mir nur, indem ich mich in die Person hineinfühle, mit ihr lache und weine oder durch beängstigende Situationen gehe. Es ist so ein bisschen wie Schauspielern am Schreibtisch, ich turne auch manchmal etwas rum, ahme die Bewegungen nach oder die Mimik der Figuren, ob es so passt. Und wenn eine Geschichte traurig wird, kann ich auch mal mitheulen. Ich habe eh so nah am Wasser gebaut, dass ich selbst bei Werbung gelegentlich in Tränen ausbreche.
8. Ist dir Kritik von deinen Lesern wichtig und wie gehst du damit um?
Sehr wichtig. Echte Kritik nehme ich mir zu Herzen. Es schadet nicht zu wissen, was die Leser*innen sich wünschen, und wenn ich merke, dass ich mit einem Thema oder einer Situation innerhalb der Geschichte übers Ziel hinausgeschossen bin, dann kann ich ja nur daraus lernen und es ggf. beim nächsten Buch besser machen. Deshalb mache ich auch immer sehr aktiv bei Leserunden mit, hinterfrage und freue mich über ehrliche Leseeindrücke. Anders ist es mit dem Punkt ‚Geschmack‘. Jede Kritik, auch wenn man sich die größte Mühe gibt, objektiv zu bleiben, hat subjektive Anteile aus der eigenen Lebenswelt und den eigenen Erfahrungen heraus. Und manchmal hat man auch einfach eine andere Erwartungshaltung oder stellt sich aufgrund des Klappentextes etwas anderes vor. Da gilt es für mich abzuwägen, wo es an mir (respektive Verlag) liegt, wie es zum Beispiel bei einem irreleitenden Klappentext der Fall sein könnte und wo ist es einfach ein anderer Geschmack oder aus der eigenen Erfahrung heraus eine andere Erwartungshaltung. Kritik nehme ich ernst, aber ich weiß auch, dass ich nicht jedermanns Geschmack treffen kann und es immer Menschen geben wird, denen das, was ich schreibe, nicht gefällt. Das liegt in der Natur der Sache. Wenn wir alle das Gleiche lesen würden, wäre ja auch gar kein Platz für all die vielen anderen talentierten Autor*innen da draußen. Und mindestens eine Einstern-Rezension gehört doch irgendwie auch dazu, oder?
9. Welches von den folgenden Fragen, trifft eher auf dich zu?
Kaffee oder Tee? – Beides, aber häufiger doch Kaffee, vielleicht aus praktischen Gründen.
Sommer oder Winter? – Definitiv Sommer, aber für mich darf gern bei 28 Grad Schluss sein.
Gut oder Böse? – Hat doch beides seinen Reiz, aber dennoch eher gut.
Süß oder Sauer? – Mäßig süß und sauer, gern salzig, zumindest, was die Hüftgoldfraktion angeht.
Print oder Ebook? – Beides, für Herzensbücher Print, gern mit Widmung, für den täglichen Konsum aber tatsächlich mehr E-Book. Und Hörbuch im Auto oder beim Kochen/Putzen.
Film oder Buch? – Beides, aber die Reihenfolge ist wichtig: erst Buch, dann Film.
Fernsehen oder Lesen? – Ich kann ganz gut Serien und Filme streamen, aber es gibt keinen Tag, an dem ich nicht auch ein paar Seiten lese. Im Urlaub steht definitiv das Lesen ganz vorn, zu Hause kann es auch mal andersherum sein.
10. Bist du auch auf Messen, wie LBM und FBM & Co anzutreffen? Was machst du dann auf so einer Veranstaltung?
In Leipzig bin ich eigentlich immer, schon weil ich als Standpersonal dort bin: seit Jahren am Qindie-Stand und demnächst auch bei DELIA. Meistens bin ich Donnerstags bis Samstags vor Ort, dieses Jahr wahrscheinlich nur Donnerstag und Freitag. Da kann man mich dann entweder am Stand besuchen oder sich mit mir verabreden. Außerdem haben wir meist auch am Samstagabend eine Lesung irgendwo in der Stadt. Da lesen wir dann aus den berühmten Bloody Qindie Halloween-Anthologien vor. Das machen wir schon seit Jahren und es sind immer wieder grandiose Veranstaltungen. Nach Frankfurt fahre ich nur, wenn ich dort etwas Konkretes zu tun habe, irgendeine Form von offiziellem Termin. Obwohl Frankfurt für mich näher liegt als Leipzig, gefällt mir die Leipziger Buchmesse und das Lesefest drumherum sehr viel besser. Darüber hinaus gehe ich auch gern mal (privat) auf eine Convention und zu Lesungen. Und natürlich gibt es hin und wieder auch Lesungen von mir.