✽•*¨*•๑✿๑★ Autoreninterview ★๑✿๑•*¨*•✽
1. Wer ist Juliane Stadler? Magst du dich mal vorstellen?
Hallo, mein Name ist Juliane Stadler, ich bin 43 Jahre alt und von Haus aus Archäologin mit Schwerpunkt Ur- und Frühgeschichte, habe aber neben der Forschung auch immer mit Sprache gearbeitet, sei es als Wissenschaftsredakteurin, Journalistin oder Lektorin. Ich stamme aus der wunderschönen Domstadt Speyer, wo ich auch heute noch mit meiner Familie lebe.
2. Die wohl meist gestellte Frage: Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Geschrieben habe ich schon seit ich einen Stift halten kann. Bereits in der Grundschule war ich für die Schülerzeitung tätig, habe später als Lokaljournalistin gearbeitet und mich schließlich über fantastische und historische Kurzgeschichten ans fiktionale Schreiben herangetastet. Das geschriebene Wort war und ist von jeher mein bevorzugtes Ausdrucksmittel, egal ob im Stillen für mich oder als Geschichtenerzählerin.
3. Du wurdest mit dem Buch “Krone des Himmels” für den Goldenen Homer 2022 nominiert. Das ist ein Preis für hervoragende Historische Literatur. Wie hast du dich gefühlt, als du von der Nominierung erfahren hast und nach dem du dann mit dem SiIlbernen Homer heimgegangen bist?
Das war eine wunderbare Überraschung! Es ist natürlich eine ganz besondere Ehre, wenn der Debütroman so viel Zuspruch und am Ende auch noch eine Auszeichnung erhält. Gerade wenn man sich neu aufs literarische Parkett wagt, motiviert das enorm und nimmt einem ein Teil der Unsicherheit und Selbstzweifel, die vermutlich alle Schreibenden heimsuchen.
4. Wie kamst du auf die Idee zu diesem Buchtitel? Wie lange hast du an diesem Buch gearbeitet?
Den Buchtitel habe ich zusammen mit dem Verlag ersonnen, denn hier ist es nicht nur wichtig, den passenden Eindruck vom Inhalt zu vermitteln und die „richtigen Knöpfe zu drücken“, sondern natürlich spielen auch Marketingaspekte eine Rolle. Vom Titel hängt ja auch die Covergestaltung maßgeblich ab.
Die reine Schreibzeit an „Krone des Himmels“ hat ca. 5 Jahre in Anspruch genommen, bis das Buch dann in die Läden kam hat es weitere zwei Jahre gedauert.
5. Wie verlief die Recherche zu diesem Buch? Welche Rolle spielen wahre Hintergründe und Fakten?
Der größte Teil der Recherche findet am Schreibtisch bei Studium der Quellen und Sekundärliteratur statt. Außerdem habe ich Museen und Sonderausstellungen besucht. Desweiteren hatte ich die wunderbare Gelegenheit im Zuge meines Archäologinnenberufs die Kreuzzugsroute Barbarossas und auch Israel zu bereisen und die Originalschauplätze mit eigenen Augen zu sehen. Das ermöglicht noch mal einen ganz anderen, intensiveren Eindruck von der Atmosphäre, den Menschen und der Landschaft.
Historische Authentizität ist mir extrem wichtig, da kann ich nicht aus meiner Wissenschaftlerinnenhaut. Ich habe mich bemüht, alles so genau wie möglich zu recherchieren, aber es gibt natürlich auch in der Forschung Lücken und Grenzen und da darf ich als Autorin dann meine Fantasie zum Einsatz bringen. Doch der geschichtliche Rahmen, die zeitlichen Abläufe, historische Persönlichkeiten und Orte meines Romans können als gesichert gelten.
6. Erzähl uns doch ein wenig aus Deinem Schreiballtag. Wie sieht ein typischer Schreibtag bei dir aus? Hast Du bestimmte Rituale?
Üblicherweise beginne ich den Tag nach einem Müslifrühstück mit einer etwa einstündigen Laufrunde. Danach kann ich frisch und fokussiert an die Arbeit gehen. Selten sitze ich dabei am Schreibtisch, viel häufiger mit dem Laptop auf der Couch oder im Bett, umgeben von Notizbüchern und Rechercheliteratur. Den Vormittag über schreibe ich, bereite Lesungen vor oder mache Korrespondenz oder Administration. Die Hälfte der Woche bin ich dann Mittags für Kinder und Carearbeit zuständig, sodass ich erst am späten Nachmittag oder Abend noch eine Runde an mein Projekt zurückkehre. Die andere Hälfte der Woche übernimmt mein Mann Haushalt und Kids, sodass ich durchgehend bis zum Abend und manchmal darüber hinaus arbeiten kann. Rituale habe ich dabei eigentlich keine, aber Musik läuft während des Schreibens eigentlich immer, meist in Form von Soundtracks.
7. Was machst du hinterher, wenn das Buch beendet und veröffentlicht ist? Stürzt du dich gleich in den nächsten Schreibmarathon?
So viel Erfahrung hab ich da noch nicht, „Krone des Himmels“ war ja mein Debüt. Aber inzwischen bin ich im Endspurt für einen weiteren historischen Roman.
8. Weißt Du bereits vorher genau, was in Deinen Büchern passiert, d.h. arbeitest Du Dich an einen genauen Handlungsplan entlang oder brechen Dir die Figuren schon mal aus und erfinden ihre ganz eigene Geschichte?
Die historischen Ereignisse geben einen recht engen Handlungsrahmen vor, sodass ich von Anfang an grob weiß, was wann passieren muss. Die Kunst besteht darin, die fiktiven Figuren und ihre Erlebnisse schlüssig in diesen Rahmen einzupassen. Das erfordert schon viel Nachdenken und Planen, verhindert aber nicht, dass sie hier und da eigene Wege gehen oder sich anders entwickeln, als man gedacht hat. Schließlich lernt man auch seine Protagonist*innen erst während des Schreibprozesses so richtig kennen – zumindest ist das bei mir so.
9. Hast Du Vorbilder im Schreibbereich – Lieblingsautoren oder Romane, die Du selbst gern geschrieben hättest?
Das wechselt immer mal und ist oft von aktuellen Leseeindrücken abhängig. Ich kann mich für besonderen Sprache, raffiniert konstruierte Plots oder lebensecht gezeichnete Figuren begeistern, da spielt das Genre eher eine zweitrangige Rolle. Nachhaltig beeindruckt haben mich im historischen Bereich die Romane von Hilary Mantel.
10. Gibt es bereits neue Projekte, die in Arbeit sind und von denen Du erzählen möchtest bzw. darfst?
Ich arbeite derzeit an meinem zweiten historischen Roman, der ebenfalls im 12. Jahrhundert spielt, einige Jahre vor Krone des Himmels. Es geht um einen König ohne Königreich, eine verbotene Liebe, einen brutalen Sport und einen blutigen Bruderkrieg.