✽•*¨*•๑✿๑★ Autoreninterview ★๑✿๑•*¨*•✽
1. Wer ist Natascha Keferböck? Magst du dich mal kurz vorstellen?
Also, in erster Linie bin ich eine Frau, die gerne 50+ ist, sich rundum wohl fühlt und seit drei Jahren Salzburger Landkrimis veröffentlicht.
Aufgewachsen als überzeugtes Landei hat es mich der Liebe wegen vor über zwanzig Jahren in die große Stadt Wien verschlagen. Beide Beziehungen haben sich prächtig entwickelt.
Hauptberuflich bin ich ebenso lange der Technik und der Finanzwelt treu, zum Ausgleich schreibe ich meine Krimis und Geschichten.
Leider hab ich keine eigenen Kinder, dafür aber bin ich leidenschaftlich gern Tante von zwei mittlerweile erwachsenen Neffen, einer sweet-17-Nichte und zwei hübschen Patentöchtern – die ich alle von Herzen liebe. Ganz nebenbei bin ich Teilzeit-Frauchen eines sehr eigensinnigen Shiba-Inu Rüden, den ich um nichts in der Welt gegen einen anschmiegsameren Kerl eintauschen würde.
2. Die wohl meistgestellte Frage: Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Eigentlich ist meine Volksschullehrerin daran schuld. Im Alter von 8 Jahren schrieb ich eine phantasiereiche Geschichte über die Reise eines kleinen Regentropfens, die ihr so gut gefallen hat, dass sie diese für alle anderen Kinder vervielfältigt hat. Ab diesem Zeitpunkt stand für mich fest: ich möchte Autorin werden.
Dennoch hat es 42 Jahre gebraucht, bis ich mir ein Herz gefasst und meinem Mann sowie zwei lieben, aber durchaus auch kritischen Freundinnen eines meiner Manuskript zu Lesen gegeben habe. Das Resultat war die Einsendung desselben beim Verlag Emons und ein Jahr später wurde mein erster Salzburger Landkrimi „Bierbrauerblues“ veröffentlicht.
3. Du schreibst im Genre Krimi für den Emons Verlag. Warum gerade Krimis und keine Liebes, Historische- oder Fantasyromane?
Krimis wollte ich eigentlich gar nicht schreiben. Aber als ich 2018 meinen ersten Regionalkrimi gelesen habe, war ich ganz angetan von der Möglichkeit, rund um einen eigentlich ernsten Mordfall die unterschiedlichsten Menschen und deren Befindlichkeiten aus einer humoristischen Perspektive beschreiben zu können. Das wollte ich unbedingt ausprobieren. So ist nicht nur mein „Bierbrauerblues“ entstanden, sondern auch die Liebe zu „meinen“ Koppelrieder Dorfbewohnern.
In diesem Genre ist es mir möglich, die Lebensgeschichten der handelnden Personen weiterzuspinnen und nebenbei ein wenig Spannung und Humor reinzubringen. Denn das Leben bietet – auch wenn alles scheinbar im Argen liegt – immer wieder die Möglichkeit für den ein oder anderen Schmunzler. Das weiß ich nur zu gut aus persönlicher Erfahrung.
4. Wie lange schreibst du an einem Buch? Und wieviele hast du schon veröffentlicht? Erzähle uns bitte davon…
Das erste Manuskript schreibe ich meist in einem Rutsch. Für den „Bierbrauerblues“ brauchte es etwa drei Wochen. Allerdings muss man dann die zahlreichen Korrektur-Runden hinzurechnen. Geändert wird schon vor der Einsendung an den Verlag, dann viele Male im Lektorat und zum Schluss noch im Korrektorat. Also wirklich ein Knochenjob, der viel Zeit in Anspruch nimmt.
Mein erster Krimi rund um Kommissar Aigner, Witwer und Teilzeit-Hallodri, erschien im Corona-Jhr 2020. Der zweite Band „Im Flachgau wartet der Tod“ kam im Oktober 2021 auf den Markt. Am 23. Februar 2023 ist mein dritter Aigner-Krimi „Salzburger Männerherzen“ im Emons Verlag erschienen.
5. Wenn Du eine traurige, witzige oder spannende Szene schreibst, fühlst du dann mit?
Ja, total. Vor allem in meinem 2. Band „Im Flachgau wartet der Tod“ geht es um ein sehr emotionales Thema. Aigners verschollene Mutter, die sich nie um ihre Kinder gekümmert hat, kommt nach beinahe vierzig Jahren ins Dorf zurück und wird dann auch noch ermordet. Der Inspektor muss nicht nur den Mord aufklären, sondern auch seine unfreiwillig mutterlose Kindheit ein wenig aufarbeiten.
Da gibt es Parallelen zu meiner Familiengeschichte, denn mein Vater hat uns ebenso plötzlich verlassen und sich erst fünfundzwanzig Jahre später bei seinen Kindern gemeldet.
Bestimmte Szenen, wie das erste Gespräch Aigners mit seiner Mutter oder die Konfrontation mit der toten Mutter im Leichenschauhaus sind mir da schon ein bisserl an die Nieren gegangen.
Auch bei lustigen Szenen geht es mir ähnlich. Wenn in „Salzburger Männerherzen“ beispielsweise der junge Praktikant unfreiwillig auf verdeckte Ermittlungen geschickt wird, muss ich selbst beim Schreiben schmunzeln.
Als ich im „Bierbrauerblues“ die spannende Szene mit Aigners fünfjährigem Buben aus der Sicht des Entführers beschrieben habe, hatte ich beinahe selbst Herzrasen vor Aufregung. Aber da musste ich durch – gemeinsam mit dem kleinen Felix.
6. Wie authentisch ist eigentlich der Hintergrund in deinen Krimis? Beruhen die Handlungen auf wahre Begebeneiten?
Ich bin ein leidenschaftlicher Beobachter. Ich liebe es, immer und überall Menschen und ihre Handlungsweisen, ihre Charaktere, aufmerksam zu studieren.
Die Jahrzehnte, die ich selbst in einem kleinen Ort am Land gelebt habe, kommen mir dabei sehr zugute. Ich konnte die skurrilsten Begebenheiten miterleben, auf Hochzeiten, bei Begräbnissen, auf Kirtagen, Volksfesten, Familienfeiern, am Amt usw.
Daher ist in vielen von mir beschriebenen Szenen immer auch ein Körnchen „wahre Begebenheit“ zu finden. Aber sonst sind die Geschichten frei erfunden.
7. Weißt du bereits vorher genau, was in deinen Büchern passiert, d.h. arbeitest du dich an einen genauen Handlungsplan entlang oder brechen dir die Figuren schon mal aus und erfinden ihre ganz eigene Geschichte?
Ich glaube, ich bin eine eher untypische Autorin. Mir fällt eine Grundidee ein, ich öffne am Computer ein leeres Dokument und beginne zu schreiben. Ich „plotte“ nicht, sondern notiere mir nur ein paar Ideen auf einer Seite, einige handelnde Personen und ein paar ihrer Eigenschaften. Wenn ich dann schreibe, verselbständigen sich Geschichte wie auch Charaktere schon nach wenigen Seiten. Ich hab da nicht mehr viel mitzureden.
Beispielsweise hatte ich im „Bierbrauerblues“ anfangs einen ganz anderen Täter vorgesehen, aber dann wuchs mir die Figur im Laufe der Geschichte so ans Herz, dass jemand anderer als Täter herhalten musste.
8. Und was ist bis jetzt der Schönste Moment in Deiner bisherigen Zeit als Autorin gewesen?
Als unbekannte Autorin ist es schwer, irgendwo an Lesungen zu kommen. Vor allem, auch weil wegen meines Hauptberufs kaum Zeit bleibt, bei Buchhandlungen deswegen Klinken zu putzen.
Trotzdem war ich vor einem Jahr zu meiner allerersten Lesung bei einer Kriminacht mit mehreren Autoren eingeladen. Ich bin sehr impulsiv und verfüge wohl über einen „vererbten“ Hang zur Bühne (meine Großmutter war Seiltänzerin, mein Großvater Volksschauspieler). Daher lese ich in sehr lebhafter Weise aus meinen Büchern vor, in den unterschiedlichsten Stimmlagen für die verschiedenen Personen. Nach meiner Lesung kam ein Mann zu mir und sagte: „Also, ich werde ja von meiner Frau ständig auf Lesungen geschleppt. Aber ihre, die war die erste, bei der ich von Anfang bis zum Schluss aufmerksam zugehört habe, weil es so viel Spaß gemacht hat.“
Das war so ein Moment, würde ich sagen.
9. Liest du auch selbst gerne mal? Wenn ja, welches Genre bevorzugst du dann selbst persönlich?
Ich lese leidenschaftlich gerne und so oft ich Zeit habe. Eigentlich mag ich fast jedes Genre, ausgenommen blutrünstige Thriller.
Beim Humor verehre ich den Alt-Meister Hugo Wiener von Herzen. Ich liebe alle Kinderbücher von Erich Kästner, aber auch seine genialen Werke und Gedichte für Erwachsene. Astrid Lindgren ist ebenso aus meinem Bücherregal nicht zu verbannen wie die „Herr der Ringe“-Trilogie von Tolkien. Die wunderbaren Sätze von Stefan Zweig brauche ich oft als Balsam für meine Seele, fürs Herz lese ich gern Lily Brett. Aber auch Krimis haben es mir angetan: der Kluftinger von Klüpfl Kobr, ausnahmslos alle Brenner-Krimis vom begnadeten Wolf Haas, Metzger-Krimis von Raab und Regionalkrimis von wunderbaren Kolleginnen wie Marion Stadler, Heidi Troi oder Thea Fischer.
Mein persönliches Highlight, unangefochten seit fast vier Jahrzehnten, ist allerdings das einzige Buch der wunderbaren Emily Brontë: Wuthering Heights, zu Deutsch Sturmhöhe. Für mich die schönste und aufregendste Liebesgeschichte, die ich jemals lesen durfte.
10. Gibt es bereits neue Projekte, die in Arbeit sind und von denen du erzählen möchtest bzw. darfst?
Leider ist es ja so, dass nicht nur der Schreibwille und die Ideen der Autoren ihre Werke bestimmen, sondern auch der Verlag und die Verkaufszahlen. Abhängig vom Erfolg meines neuesten Krimis hoffe ich, dass auch ein viertes Mal in Koppelried gemordet werden darf. Die Idee und meine A4-Seite dazu gibt es schon und ich darf verraten: es kann wieder geschmunzelt werden.
Außerdem arbeite ich an einem Wien-Krimi, ein Spin-off mit der jungen Kommissarin Rita Ratinger aus den ersten beiden Aigner-Krimis. Mal schauen, was daraus noch werden wird.